Bochum. . Der CDU-Politiker Roland Mitschke stößt eine Debatte über den hohen Krankenstand bei der Stadtverwaltung an. Er vermisst vielfach Leistungsbereitschaft. Personalratschef sieht in hohem Druck einen Grund für viele Erkrankungen.
Der Krankenstand in der Stadtverwaltung Bochum kletterte im vergangenen Jahr auf 9,2 Prozent. Zum Vergleich, im Jahr 2014 lag er um 0,9 Prozentpunkte niedriger. In einigen Bereichen, etwa der Feuerwehr war in einigen Monaten sogar deutlich mehr als jeder zehnte Mitarbeiter durch eine Erkrankung außer Gefecht gesetzt.
Für die CDU fragt sich Ratsmitglied Roland Mitschke: „Ein solch’ hoher Krankenstand wäre für jedes Privatunternehmen untragbar. Offenbar haben einige Leute in der Verwaltung nicht verstanden, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben und nicht etwa auf einer Insel.“
Enorme Belastung in manchen Teilen der Verwaltung
Mitschke will sogar erfahren haben, dass der Krankenstand bei über zwölf Prozent liege. Daraus schließt er, dass ständig 500 Mitarbeiter nicht an ihrem Arbeitsplatz zur Verfügung stünden. Da seien etwa die enorm langen Wartezeiten bei den Bürgerbüros nicht verwunderlich. Derzeit arbeitet die Verwaltung daran, die umfangreiche Anfrage der CDU zu beantworten.
Personalratsvorsitzender Frank Oldach kennt das Thema. Auf der letzten Personalversammlung habe sogar Oberbürgermeister Thomas Eiskirch eingeräumt, dass der Krankenstand in Bochum deutlich oberhalb des Durchschnittes vergleichbarer Städte liege. „Wir befinden uns da im oberen Drittel“, so Oldach. Er zieht jedoch erwartungsgemäß andere Schlüsse als CDU-Mann Mitschke: „Die hohen Ausfallzeiten haben etwas mit der enormen Belastung in manchen Bereichen der Verwaltung zu tun. Ich nenne da etwa die Feuerwehr oder die Sozialen Dienste.“ Hier gab es 2015 in einigen Monaten durchaus einen Krankenstand, der deutlich im zweistelligen Bereich lag. „Wir müssen endlich Konzepte zur Gesundheitsförderung, die ja vorhanden sind, umsetzen. Dies gibt es nicht zum Nulltarif.“ Er nennt konkret die Möglichkeit, belastete Mitarbeiter in anderen Bereichen arbeiten zu lassen.
Unterschiedliche Berechnungen
Firmen oder Behörden geben ungern Zahlen zum Krankenstand preis. Doch gibt es sie: Bei der Bochumer Polizei lag der durchschnittliche Krankenstand 2015 mit 9,2 Prozent genau so hoch wie bei der Stadt. Beim großen Arbeitgeber Knappschaft lag er – auch wenn aufgrund unterschiedlicher Berechnungsmodelle der Vergleich nicht immer hundertprozentig hinkommt – bei nur 5,89 Prozent. Anderes Beispiel Schwerindustrie: Bei Thyssen-Krupp-Stahl liegt der Krankenstand seit Jahren recht konstant bei sieben Prozent. Für 2014 gibt es eine Zahl des Städtestags für vergleichbare Städte. Dort liegt der Krankenstand bei 6,96 Prozent. Übrigens lag der Krankenstand aller deutschen Arbeitnehmer mit nur 3,68 Prozent deutlich darunter.