Bochum. . Die städtischen Bürgerbüros sind stundenweise nur mit vorheriger Anmeldung zu besuchen. An dem Termin-Verfahren regt sich Kritik.
Am Mittwochnachmittag einfach mal ins Bürgerbüro: Christa Schulte-Kula glaubte, dass es mit dem Antrag auf einen neuen Personalausweis flott gehen würde. Von wegen: Unverrichteter Dinge verließ sie jetzt das Bürgerbüro Gerthe. „Ich war keine ,Terminkundin’. Deshalb wurde ich nicht bedient“, berichtet die WAZ-Leserin. „Eine Ausnahme“, entgegnet die Stadt.
Termin-Management-System: So heißt der 2014 eingeführte Service der Verwaltung. Wer sich in einem der sechs städtischen Bürgerbüros an-, ab- oder ummelden oder einen Ausweis beantragen will, kann bis zu 30 Tage im Voraus im Internet einen Termin buchen. „Sonst kann es neben langen Wartezeiten auch passieren, dass wir Ihre Angelegenheit leider nicht am selben Tag bearbeiten können“, informiert die Stadtverwaltung die Bürger. Der Nutzer gibt am Computer die gewünschte Dienstleistung und das gewünschte Bürgerbüro ein und darf sich einen freien Termin mit Datum und Uhrzeit aussuchen. Nach der Buchung erhält er eine E-Mail mit Nummer. „Diese erscheint am Buchungstag zur reservierten Zeit auf dem Monitor im Warteraum. Der Kunde wird in der Regel nach kurzer Zeit aufgerufen“, verspricht die Stadt.
Stadt Bochum sind Beschwerden nicht bekannt
Christa Schulte-Kula hat grundsätzlich nichts gegen die Vorab-Buchungen einzuwenden. Doch: Vielen Bürgern sei nicht bekannt, dass an drei bzw. vier Nachmittagen in der Woche ausschließlich Terminkunden bedient werden: im Bürgerbüro Gerthe, Langendreer, Querenburg und Weitmar montags bis mittwochs, im Bürgerbüro Mitte montags bis donnerstags. „Das steht zwar im Internet. Der Begriff ,Terminkunde’ wird aber nirgendwo weiter erklärt“, so die Leserin.
Auch interessant
Stadtsprecher Oliver Trappe hält dagegen: „Das System funktioniert. Von Beschwerden ist uns nichts bekannt.“ Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzten die Möglichkeit zur Terminvereinbarung: nicht nur online, sondern auch telefonisch oder bei einem persönlichen Besuch im Bürgerbüro. Verständnisprobleme gebe es im Netz nicht: Die Handhabung erkläre sich von selbst und sei mit wenigen Klicks beendet.
Für Christa Schulte-Kula kam die Information zu spät. Ohne Termin musste sie an dem Mittwochnachmittag in Gerthe ohne Ausweis-Antrag heimfahren. Das ärgerte sie gleich doppelt. „Als ich im Bürgerbüro war, war weit und breit kein Bürger zu sehen. Kein Mensch war auf dem Flur. Ich fragte deshalb einen Mitarbeiter, ob er mein Anliegen nicht ausnahmsweise auch ohne Anmeldung bearbeiten könnte. Antwort: Das sei ohne Termin leider nicht möglich.“ Dem funktionierenden System zum Trotz: „Unter Bürgerfreundlichkeit verstehe ich etwas anderes.“