Bochum. Gegen den bundesweiten Trend klappt es gut mit dem Bildungspaket für arme Kinder in Bochum. 2015 gab es 43980 Anträge, flossen 4,5 Millionen Euro.

Zu wenig Geld, zu viel Bürokratie. Bildung und Teilhabe, das Bildungspaket für arme Kinder, das es nun seit fünf Jahren gibt, steht bundesweit in der Kritik. In Bochum will nun Andreas Knost, der Sachgebietsleiter Bildung und Teilhabe, sein Büro räumen. Das aber eben nicht, weil es Bochum so wie bundesweit Probleme mit diesem Angebot gibt. Bildung und Teilhabe, so sagt es die stellvertrende Sachgebietsleiterin Heike Dahlhaus, „funktioniert hier sehr gut. Wir waren immer ein bisschen anders“.

Anders vor allem, weil die Förderung eben nicht wie vielerorts bei den Jobcentern, sondern bei der Kinder- und Jugendhilfe verankert ist. 2011 kümmerten sich je vier Mitarbeiter des Sozialamtes und des Jugendamtes um Bildung und Teilhabe. Seit 2012 ist das Jugendamt alleine zuständig, hat jetzt 31 Mitarbeiter, ab Juni 33, wenn zwei weitere Mitarbeiter dazu kommen. Arbeit gibt es genug.

Anträge sind zu kompliziert

Was sich eben auch an den Umzugsplänen von Knost festmachen lässt. „Zu Stoßzeiten warten bei uns im Flur schon mal einige Familien mit ihren Kindern“, sagt Knost. „Angedacht ist, dass aus meinem Büro ein Wartezimmer mit Spielecke wird. Ich ziehe in ein anderes Büro.“ Abgeschafft wurde bereits die Empfangstheke. Knost: „Sie war nicht einladend.“ Stattdessen haben die Sachbearbeiter jeweils einen Schreibtisch, an dem die Antragsteller Platz nehmen können. Auch hier wurden Hürden abgebaut.

Die größte, die auch bei der bundesweiten Kritik angeführt wird, dass die Anträge für das Bildungspaket zu kompliziert seien und dass deshalb viele Anträge erst gar nicht gestellt werden, greift in Bochum laut Knost ebenso nicht. „Wir haben ein Hinwirkungsgebot. Wir warten nicht, sondern wir bringen die Angebote zu den Kindern.“

43.980 Anträge in Bochum

Das beginnt bereits in den Kindergärten über die derzeit 15 Kita-Sozialarbeiter, die den klaren Auftrag haben, in die Familien zu gehen und ausführlich zu informieren und beim ausfüllen von anträgen zu helfen. Weiter geht es in den Schulen, ebenfalls mit Sozialarbeitern. 35 sind es aktuell bei 84 städtischen Schulen. „Vom Bedarf könnten wir auch 200 Sozialarbeiter haben“, sagt Knost. „Das wäre noch zu wenig. 35 sind sind besser als keine.“ Alles was gehe, versuche die Stadt möglich zu machen. „Auf jeden Fall“, sagt Knost, „unternehmen wir alles, was geht.“ Das ist einiges. Auch für Flüchtlinge. Die medizinische Flüchtlingshilfe unterstützt und berät Flüchtlinge über die BuT-Leistungen. „Wir erreichen 70 Prozent aller potentiellen Anspruchsberechtigten“, sagt Knost.

18.888 Hilfebedarfsberechtigte und Ferienpässe

Bundesweit haben 2,7 Millionen Kinder aus Familien die Hartz IV oder Wohngeld beziehen Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket. In Bochum gab es im vergangenen Jahr 18 888 Hilfebedarfsberechtigte.

Auch in diesem Jahr werden über Bildung -und Teilhabe wieder kostenlose Ferienpässe verteilt. Das passiert im Beratungs- und Servicecenter, Junggesellenstraße 8, Zimmer 14, Mo. u. Di. 8-13 Uhr, Do. 13-18 Uhr.

Im vergangenen Jahr gab es in Bochum 43.980 Anträge, flossen dadurch 4,5 Millionen Euro Fördergelder vom Bund. Finanzielle Unterstützung gibt es für Schulausflüge (in voller Höhe), Lernförderung, Mittagsverpflegung (1 Euro pro Kind, pro Tag, pro Essen), soziale und kulturelle Teilhabe (10 Euro pro Monat, die man ansparen kann), Schülerbeförderung (Eigenanteil 5 Euro) und ein sogenanntes Schulbedarfspaket (Ausstattung für die Schule: 100 Euro pro Schuljahr).