Bochum. Im Schauspielhaus bringt Daniela Löffner „Mephisto“ nach Klaus Manns Roman über einen Karrieristen in der NS-Zeit heraus. Viele Bezüge zur Gegenwart.

„Mephisto“ von Klaus Mann zählt zu den bekanntesten deutschen Romanen des 20. Jahrhunderts. 1936 erschienen, zeichnet er das schonungslose Bild eines karrieresüchtigen Schauspielers, der in der Nazi-Zeit zu Ruhm und Ehren gelangt. Das Buch gilt als Schlüsselwerk über den Aufstieg des großen Schauspielers/Regisseurs Gustaf Gründgens während der braunen Jahre; es konnte wegen rechtlicher Einsprüche der Gründgens-Erben erst 1981 wieder in der Bundesrepublik erscheinen. Ebenfalls 1981 gab es die berühmte Verfilmung mit Klaus-Maria Brandauer als opportunistischer Hendrik Höfgen.

Zeitlich nicht verortet

Es liegt also eine gewisse Last auf Klaus Manns „Mephisto“, und das ist natürlich auch der jungen Regisseurin Daniela Löffner (*1980) bewusst. Aber die erwähnte Vorgeschichte spielt für sie nur eine untergeordnete Rolle, zentraler scheint ihr das Übergreifende des Romans: „Heute wie in der Weimarer Zeit gibt und gab es eine rechte Strömung. Damals hat sie die NS-Zeit möglich gemacht. Heute herrscht rechtes Gedankengut überall in Europa, und man weiß nicht, wohin es führen wird“, sagt Löffner, die am Schauspielhaus zuletzt Arthur Millers „Hexenjagd“ als Justiz-Drama herausbrachte.

Die ideologische Unterfütterung des ,Mephisto’-Stoffes ist das eine, das andere die im Roman beschriebene Verführbarkeit durch Einfluss und Anerkennung. „Gerade in unserer Ego-Gesellschaft ist Karrieresucht verbreitet“, sagt Löffner – nicht nur bei Schauspielern.

Wille zum Machterhalt

„Mephisto“ bietet neben Raiko Küster in der Hauptrolle ein großes Ensemble auf, von Günter Alt über Friederike Becht bis Anke Zillich. Bühne und Kostüme lassen die im Roman thematisierte NS-Ästhetik durchschimmern, „aber der Abend ist nicht zeitlich verortet“, so die Regisseurin. Dafür ist das Thema – Aufstieg und Wille zum Machterhalt – wohl auch zu zeitlos.

Für die Premiere am Freitag (13.5.) im Großen Haus gibt’s noch wenige Restkarten. Aufführungsdauer: 3:30 Stunden (mit Pause). Info und Karten: 0234/33 33 55 55.