Ein intensiver Theaterabend ist mit Dennis Kellys Schauspiel „Waisen“ zu erwarten, das am Donnerstag (12.5.) Premiere feiert. Im Gewand eines Krimis stellt der britische Gegenwartsautor die Frage nach der Beständigkeit von Wertvorstellungen, wenn es um den Schutz der eigenen Familie geht.

Liam (Nils Kreutinger) taucht blutüberströmt bei seiner Schwester Helen (Minna Wündrich) und ihrem Mann Danny (Marco Massafra) auf und behauptet, er habe auf der Straße einen Verletzten gefunden. Für Helen ist klar, dass die Polizei nicht eingeschaltet werden darf, denn Liam ist vorbestraft. Doch Danny ist zunehmend irritiert von Liams immer widersprüchlicher werdenden Aussagen. Wie weit wird er für seine Familie gehen? Und sie für ihn?

Mehr möchte Dramaturgin Miriam Wendschoff gar nicht verraten: „Das Stück zeigt immer nur Teile der Wirklichkeit, weder die Figuren noch die Zuschauer wissen von Szene zu Szene genau, was wahr ist und was Lüge.“ Bis zum überrumpelnden Schluss. Grundsätzlich gehe es um die Mechanismen von Gewalt.

Regie führt Leonard Beck (*1986); er hat am Schauspielhaus mehrfach als Regieassistent gearbeitet (u.a. bei Roger Vontobel in „Einsame Menschen“) und gibt mit „Waisen“ sein Regiedebüt in Bochum. „Es ist ein sehr dicht geschriebenes Stück, das mich auch wegen der komplexen psychologischen Ausformung der Figuren sofort interessiert hat“, sagt er. Beck verspricht eine reduzierte, kompakte Inszenierung im Theater Unten, das Publikum ist hautnah dran an den drei Schauspielern. „Es ist eine Bühnensituation, die die Zuschauer in unmittelbare Nähe zum Geschehen bringt und sie die Geschichte um Liebe, Lügen und Loyalität schon fast voyeuristisch miterleben lässt.“