Bochum. Rumberg in Stiepel feiert seinen 175. Geburtstag. Es ist das fünftälteste Unternehmen in Bochum. Das Geschäft ist schwieriger geworden.
Gustav Rumberg muss ein kluger Mann gewesen sein. Seine Entscheidung, den väterlichen Betrieb vom angestammten Standort direkt an der Ruhr einige Kilometer weiter den Berg hinauf neu aufzubauen, ist vielleicht die strategisch wichtigste Entscheidung in der Geschichte des Betriebs gewesen. Dort oben, in Stiepel-Mitte, entwickelte sich die damaligen Schreinerei nach dem Umzug 1925 zu einem angesehenen Möbelfachgeschäft, das in mittlerweile fünfter Generation seinen Mann (und seine Frau) ernährt.
Den 175. Geburtstag feiern sie in diesen Tagen an der Kemnader Straße 327. Damit ist der 1841 von Georg Rumberg gegründete Betrieb eines der ältesten bei der IHK geführten Unternehmen in der Stadt. Länger bestehen nur die 1691 gegründete Alte Apotheke an der Bongardstraße, das Modehaus Baltz (1821), die 1834 in Meißen gegründete und 1988 nach Bochum verlegte Thürmer Pianofortefabrik und die Sparkasse (1838).
„Hier oben war nicht viel“, sagt Gerhard Rumberg, der Urenkel des Gründers, und zeigte einige Fotos aus den 1920er Jahren, in denen das Geschäftshaus und die Werkstatt noch recht allein auf weiter Flur standen. Doch je schneller die Gemeinde und der spätere Stadtteil wuchs, desto größer wurden die Absatzmöglichkeiten und desto schneller wandelte sich das Geschäftsfeld. Gerhard Rumbergs Vater, auch der hieß Gustav, begann bald damit, auch Möbel an die wachsende Bevölkerung in der Umgebung in Stiepel zu verkaufen. 50 Jahre später wurde die Schreinerei geschlossen, seit dem konzentriert sich Rumberg ganz auf den Verkauf von Möbeln. Mit Erfolg.
Aber: „Das Geschäft ist schwieriger geworden, viel schwieriger“, sagt der Senior-Chef, der einst erst eine Schreiner- und dann eine Kaufmann-Lehre absolvierte und der auch mit 68 Jahren noch im Laden steht. „Die Großen setzen uns und anderen Geschäften unserer Größe ganz schön zu“, bestätigt Rumbergs Sohn Georg.
Qualitativ ganz weit oben
Der 39-Jährige hat seine Ausbildung an der Möbelfachschule in Köln absolviert und wird gemeinsam mit seinem Vetter Frederic Gebauer irgendwann den Betrieb in sechster Generation lenken. Mehr noch als ihre Väter, Eigner des Möbelhauses sind derzeit noch Gerhard Rumberg und Friedhelm Gebauer, müssen sie dabei die passende und ertragversprechende Nische auf dem umkämpften Möbelmarkt suchen.
Hochwertige Ware für Kunden, die ihr Heim nicht zum ersten, sondern eher zum zweiten oder dritten Mal ausstatten, darauf setzen sie in Stiepel. „Wir können gar nicht anders. Billiger und noch billiger, das schaffen wir nicht. Dazu sind wir zu klein“, so Gerhard Rumberg. „Wir müssen qualitativ ganz weit oben sein. Das honorieren auch immer mehr Kunden.“ Und die kommen nicht nur aus dem Sprengel. Der Einzugsbereich reicht von Waltrop bis Wuppertal.
Die nächste strategische Entscheidung steht an
Bekannt zu bleiben oder noch bekannter zu werden, darauf komme es in Zukunft ganz besonders an, sagt der Junior-Chef. Er und sein Vetter stehen möglicherweise vor der nächsten großen strategischen Entscheidung. Die Gebäude, dem 1925 gebauten Haus folgte 1960 ein weiteres in unmittelbarer Nachbarschaft und schließlich in den 70er Jahren eine Verbindung zwischen beiden Bauten, sind in die Jahre gekommen. Und eigentlich wäre es an der Zeit, einen Neubau zu erwägen.
Der Haken daran: „Wenn man zwei Jahre vom Weg weg ist, ist das schon schwierig“, so Georg Rumberg. Kein Umsatz, keine Arbeit für die sechs Beschäftigten, ein hohes finanzielles Risiko. Trotzdem: „Die Überlegungen sind da, ganz klar“, sagt Gerhard Rumberg. Aber Abriss und Baukosten könnten schnell zu einem zweitstelligen Millionenbetrag führen. Was ihn unweigerlich an einen mahnenden Satz seines Vaters erinnert: „Zieh dir keine Buchse an, die größer ist als dein Hintern.“
Immerhin gibt es eine Option, die mit jener klugen Entscheidung von Gustav Rumberg vor 90 Jahren zusammenhängt. Der hatte sein Haus an der höchsten Stelle der Kemnader Straße bauen lassen – mit einem fantastischen Blick nach Bochum. Ein Blick, der die Fantasie für ein neues Geschäftshaus mit Wohnungen in 1A-Lage anregt.