Bochum. Frühjahrsumfrage der Kreishandwerkerschaft: Die Erwartungen für dasnächste Halbjahr sind noch besser. Allerdings schwächelt das Baugewerbe

Die Geschäfte gehen gut. Und sie gehen, das ist das Ergebnis der Frühjahrsumfrage der Kreishandwerkerschaft Ruhr, in den nächsten Monaten womöglich noch deutlich besser. Für das kommende Halbjahr erwarten 93 Prozent der befragten Unternehmen in Bochum und im Ennepe-Ruhr-Kreis eine positive Geschäftsentwicklung.

Das bedeutet nicht nur eine Steigerung gegenüber der Frühjahrsumfrage 2015 (90 Prozent), sondern ist auch der beste Wert in den vergangenen zehn Jahren. 84 Prozent der Firmen bewerten ihre Geschäftslage derzeit mit gut oder befriedigend. Ein Ergebnis, das Kreishandwerksmeister Johann Philipps auch deshalb zufrieden verkündet, weil es Ausdruck sei für die stabilisierende Bedeutung des Handwerks. „Ohne Handwerk geht es nicht“, sagt der 77-Jährige. „Wir sind hochzufrieden.“

Entwicklung im Bauhauptgewerbe ist ernüchternd

Indes gebe es auch „einige Blessuren“, wie er sagt. Und die größte Blessur betrifft in Bochum das Bauhauptgewerbe, in dem derzeit nur 70 Prozent der Betriebe von einer guten Geschäftslage sprechen. Deutlich besser sind die Werte im restlichen Bereich der Handwerkskammer Dortmund, zu der die Kreishandwerkerschaft Ruhr gehört. Nur in Bochum seien die Betriebe zwar „beschäftigt“, so Philipps. Mehr aber nicht.

Kreishandwerksmeister Johann Philipps.
Kreishandwerksmeister Johann Philipps. © Gero Helm / FUNKE Foto Services

Überhaupt sei die Entwicklung im Bauhauptgewerbe, also bei Maurern oder Gerüstbauern, ernüchternd. Während es früher mehrere große Baubetriebe in der Stadt mit 200 bis 300 Beschäftigten gab, sei die Zahl großer Firmen nun überschaubar. „Warum muss ein Dortmunder Unternehmen den Wohn- und Geschäftskomplex in der Nähe des VfL-Stadions bauen?“, fragt der Kreishandwerksmeister rhetorisch. Es sei schade, dass es keinen heimischen Baubetrieb mehr gebe, der ein Projekt dieser Größe stemmen könne. Mit der Wirtschaftsförderung will er ausloten, ob die Rahmenbedingungen vor Ort verbessert werden können.

Jahresumsatz 1,5 Milliarden Euro

Deutlich positiver sind die Zahlen im Bauausbaugewerbe, in dem 90 Prozent der Betriebe von guten Geschäften berichten. Insgesamt hat das Baugewerbe eine beträchtliche Bedeutung in der Stadt. Von den 2841 Handwerksbetrieben mit 23.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro sind 1221, die Mehrzahl im Ausbaubereich, am Bau tätig.

Überwiegend positive Zahlen

Insgesamt enthält der Frühjahres-Konjunkturbericht positive Zahlen.

74 Prozent der Betriebe sprechen von einer guten Auftragslage, 83 Prozent von einer guten Beschäftigungssituation, 77 Prozent von stabilen oder steigenden Umsätzen und 81 Prozent von konstanter oder gestiegener Investitionstätigkeit.

Positive Werte verzeichnen derweil die Kfz-Branche, das Nahrungsmittelgewerbe und die Gesundheitshandwerke. Zum wiederholten Male hinterher hinken die persönlichen Dienstleistungen. Bei ihnen, so Norbert Kortenjan von der Handwerkskammer Dortmund, führten möglicherweise der Mindestlohn und der Fachkräftemangel zu einer zurückhaltenden Beurteilung der Geschäftslage.