Bochum. . AG der Mietervereine wirft Wohnungsunternehmen vor, nicht umlagefähige Kosten an die Mieter weiter zu geben. Abrechnungen seien undurchsichtig.

Neuen Vorwürfen im Zusammenhang mit der Abrechnung von Betriebskosten sieht sich Vonovia ausgesetzt. Das Mieterforum Ruhr, eine Arbeitsgemeinschaft von Mietervereinen in der Region, wirft Deutschlands größtem Wohnungsunternehmen mit Verwaltungssitz an der Philippstraße in Altenbochum vor, Gewinne mit den Betriebskosten erzielen zu wollen. Der anfängliche, vor zwei Jahren begonnene Dialog zu dem Thema sei abgebrochen, das letzte Gespräch im August 2015 in „eisiger Atmosphäre“ verlaufen.

Daher hat sich das Mieterforum nun in einem offenen Brief an den Vonovia-Vorstandsvorsitzenden Rolf Buch gewendet. Von einer „Innovationsfreude“ im Zusammenhang mit Betriebskostenabrechnungen, „die nicht immer zu Gunsten der Mieter ausfällt“, ist da die Rede. Auffällig sei etwa, dass trotz der wirtschaftlichen Größenvorteile von Vonovia die Betriebskosten steigen, statt sinken. Auch würden nicht umlagefähige Leistungen berechnet.

Nicht zulässige Umlage

Das Mieterforum kritisiert unter anderem: Wenn ein Objektbetreuer Kontrollen vornimmt, die den Verwaltungsaufwand mindern oder mit denen Informationen für eine bessere Geschäftssteuerung eingeholt werden, sei dies nicht umlagefähig. Aus den Abrechnungen für die Mieter lasse sich aber nicht ersehen, welche anteilig angefallenen Personalkosten auf welche Tätigkeiten entfallen.

Nicht zulässig sei es auch, die Kosten der Baumkontrolle in die Betriebskostenabrechnungen aufzunehmen. „Wir haben mittlerweile fünf Urteile des Amtsgerichts Dortmund in dieser Sache zu unseren Gunsten“, sagt Martin Grebe vom Mieterforum. Das Gericht habe deutlich gemacht, dass Baumwartung keine gartenpflegerische Tätigkeit, sondern Teil der Verkehrssicherungspflicht sei.

Ein Dorn im Auge der AG ist auch die wachsende Zahl von Betriebskostenarten. Bis zu 54 verschiedenen Arten gebe es in neuen Mietverträgen, sie alle zu überprüfen sei bei Vertragsabschluss unmöglich. „In einzelnen Fällen sind die Nebenkosten bereits jetzt höher als die Grundmiete und sind somit tatsächlich zur zweiten Miete geworden“.

Vorwürfe, die Vonovia nicht nachvollziehen kann. Auf einige Betriebskosten wie Grundbesitzabgaben habe das Unternehmen keinen Einfluss, aber Rabatte beim Energiebezug kämen „eins zu eins“ den Mietern zu Gute. Transparenz bei der Betriebsabrechnung sei Vonovia wichtig. „Um die Abrechnung nachvollziehbar zu machen, weisen wir die jeweiligen Posten detailliert aus“, so Pressesprecher Max Niklas Gille und verweist auf eine Tüv-Zertifizierung. „Das Zertifikat bestätigt von unabhängiger Seite effiziente Prozesse und hohe Qualität der Nebenkostenabrechnungen.“ Hinweise auf Fehler in den Abrechnungen würden sehr genau nachgeprüft.