Bochum. . Am Girl’s Day schnupperten Schülerinnen in der Arbeitsagentur in technische Berufe. Bei 3D-Zeichnen und Löten waren Kreativität und Geschick gefragt.

Informatik und Technik sind nur etwas für männliche PC-Freaks? Mit diesem Vorurteil räumt Nadja auf. Die Schülerin des Bochumer Theodor-Heuss-Gymnasiums designt mit einem 3D-Zeichenprogramm am PC gerade ihr Traumauto. „Es ist anspruchsvoll, macht aber richtig Spaß“, sagt die 14-Jährige. Neben ihr lassen Schülerinnen beim Workshop in der Arbeitsagentur ihrer Kreativität freien Lauf. Mit dem Zeichenprogramm haben alle einen Einkaufswagenchip kreiert, den ein 3D-Drucker im Raum direkt herstellt. Nebenan am Tisch ist Fingerspitzengefühl gefragt: Die Mädchen müssen eine elektronische Schaltung löten und Lampen zum Leuchten zu bringen.

Aus klassischen Berufen ausbrechen

Klingt nicht gerade nach der Lieblingsbeschäftigung weiblicher Teenager. Doch genau diese Sichtweise hinterfragt der gestrige bundesweite Girl’s Day, an dem auch die Arbeitsagentur mit ihrem Workshop für elf Mädchen teilnimmt. „Mädchen gucken immer noch zu wenig auf MINT-Berufe, obwohl sie Interesse und Talent dafür zeigen“, sagt Luidger Wolterhoff, Leiter der Agentur für Arbeit Bochum. MINT – das steht für Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. In der Schule und später im Berufsleben eher die klassische Männerdomäne. „Junge Leute sind auf bestimmte Berufe fixiert“, so Wolterhoff. Sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen würden sich rund drei Viertel mit ihren Bewerbungen auf nur zwölf Berufe konzentrieren.

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Um das zu ändern, bietet die Arbeitsagentur – wie auch zahlreiche weitere Institutionen – den Mädchen beim Girl’s Day Einblicke, die sie sonst nicht bekommen. Wolterhoff: „Wir vermitteln ihnen auf praktische Weise den Spaß an Technik. Dazu gehören auch ein gewisser Spieltrieb und kreatives Potenzial. Warum sollten Mädchen das nicht besitzen?“

Projekte für die technische Bildung an Schulen

Die Arbeitsagentur kooperiert beim Workshop mit dem Innovationszentrum Schule-Technik IST. Das Netzwerk setzt sich auch in Bochum mit Projekten für die technische Bildung an Schulen ein. Damit die Erfahrung für die Mädchen beim Girl’s Day keine einmalige Sache bleibt, will das Netzwerk noch in diesem Jahr nachhaltige Angebote schaffen. „Mädchen können zum Beispiel bei Projekten in der Schule ihre Begeisterung für Technik fördern“, so Klaus Trimborn vom Innovationszentrum.

Für Nadja ist klar, „dass ich später etwas mit Informatik machen möchte.“ Der Girl’s Day hat sie in ihrer Absicht jedenfalls bestärkt.