12.000 Streikende geben imposantes Signal in Bochum
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Bochum. . „Unbeschreiblich und unüberhörbar“, so Bochums Verdi-Chefin Gudrun Müller, sei die Botschaft vor der nächsten Verhandlungsrunde im Tarifstreit.
So ähnlich muss es aussehen, wenn dem VfL die Rückkehr in die 1. Bundesliga gelingt. Eine riesige Menschentraube strömt die Castroper Straße hinunter in Richtung Innenstadt, begleitet vom Getöse aus Trillerpfeifen, Trommeln und Sirenen. Nur wehten die Fahnen am Dienstag nicht blau-weiß, sondern rot-weiß, stand nicht der sportliche, sondern der soziale Aufstieg im Mittelpunkt.
Sternmarsch in die Innenstadt
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte zum Warnstreik aufgerufen und ihre Mitglieder zur zentralen Streikveranstaltung im Ruhrgebiet nach Bochum eingeladen. Und die kamen in Scharen. 12 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes aus den Verdi-Bezirken Essen, Mülheim/Oberhausen, Emscher-Lippe und Bochum/Herne pilgerten nach Angaben der Polizei in einem Sternmarsch aus fünf unterschiedlichen Richtungen zum zentralen Veranstaltungsort auf die Massenbergstraße, wo auf der Höhe der Schützenbahn eine Bühne aufgebaut war. Sie blieben dort fast zwei Stunden und trotzten dabei Regen und Hagel, die mehrfach in Schauern aufzogen.
„Unbeschreiblich und unüberhörbar“ sei dieses Signal der Entschlossenheit in der laufenden Tarifauseinandersetzung mit dem öffentlichen Arbeitgebern, so Gudrun Müller, Geschäftsführerin im Verdi-Bezirk Bochum/Herne.
12.000 Demonstranten in Bochum
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Zwei Tage bevor sich die Tarifpartner zur dritten Tarifrunde in Potsdam treffen, schwörte sie die Arbeitnehmer auf eine möglicherweise längere Auseinandersetzung ein: „Bochum kann der Beginn eines harten Arbeitskampfes werden.“ Zumal einiges auf dem Spiel steht, so Michael Wiese, Hauptredner und Mitglied der Verdi-Tarifkommission. „In dieser Tarifrunde werden Weichen gestellt für die nächsten zehn Jahren und vielleicht noch darüber hinaus.“ Damit zielte er vor allem ab auf die Altersversorgung, bei der der Verband kommunaler Arbeitgeber (VDK) einen Systemwechsel zu Lasten der Beschäftigten anstrebe. Wiese: „Es kann sein, dass wir am Wochenende mit den Verhandlungen durch sind. Es kann aber auch anders kommen. Und deshalb müssen wir auf einen Tarifkonflikt vorbereitet sein.“
Die Verdi-Forderung: Sechs Prozent mehr Lohn, um nach Jahren des Verzichts – wie es hieß – nicht nur deutlich über der vorausgesagten Inflationsrate von 1,5 bis 1,7 Prozent zu liegen, sondern auch, damit der öffentliche Dienst ein attraktiver Arbeitgeber bleibe. Kritisiert wird, etwa von der Verdi-Chefin Henrike Greven aus dem Bezirk Mülheim/Oberhausen, dass die Städte eine Haushaltskonsolidierung zu Lasten der Beschäftigen betrieben. Während in den Etats Personalkostensteigerungen von zwei Prozent eingepreist seien, werde die Belegschaft bei den aktuellen Vorschlägen mit 0,6 Prozent für 2016 und insgesamt 1,2 Prozent abgespeist.
Botschaft an den Oberbürgermeister
Verdi fordert auch eine Anhebung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro pro Monat sowie eine verbindliche Übernahme der Azubis nach abgeschlossener Ausbildung.
Jessica Wolz, als Rednerin für die Verdi-Jugend auf der Bühne, verwies auf eine Botschaft von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Der habe jüngst gesagt, „nur wenn wir eine Stadt der Zukunft sein wollen, werden wir eine Stadt der Zukunft sein“. Wolz: „Wir wollen eine Stadt der Zukunft.“ Dazu gehöre eine entsprechende Wertschätzung.
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