Bochum. Sternenhügel heißt die erste jüdische Kindereinrichtung, die nach dem Holocaust in Bochum ihren Betrieb aufgenommen hat. Eine etwas andere Kita.

Direkt neben der Synagoge, in Baustil und Farbe angepasst, hat die Kindertagesstätte des „Jüdischen Familienwerks Bochum“ ihren Betrieb aufgenommen. Beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit. Der Name der neuen Kita: „Sternenhügel“. Nicht zufällig entstand dieser Name. Die Fassade der Synagoge trägt stolz das Symbol des Davidsterns und daneben wölbt sich das blinkende Dach des Planetariums, dessen Sterne drinnen leuchten.

Eine kleine Schabatt-Ecke

Aus der Jüdischen Gemeinde heraus hat sich das Jüdische Familienwerk als Träger gegründet. Die Gemeinde vermietet das Haus an die Kita, die ihren Betrieb bereits im Oktober letzten Jahres aufgenommen hat. Was sie unterscheidet von den anderen Kindergärten dieser Stadt, wird erst auf den zweiten Blick deutlich.

Eine Sicherheitsschleuse lässt nur einen strikt kontrollierten Zugang in das Gebäude zu. Kameras überwachen das Freigelände und ein hoher Zaun mit Sichtschutz musste aufgestellt werden. Drinnen jedoch dominieren helle, freundliche Farben. Lindgrün strahlt der Boden im Erdgeschoss, dies ist das Reich der Kleinsten. Sie sind die Sternschnuppen-Kinder. „Wir haben uns mit dem Architekturbüro abgestimmt“, erzählt Olga Isaak vom Trägerverein. Im Obergeschoss, wo die Räume der älteren Kinder sind, ist sonnengelb die beherrschende Farbe. Dort spielt die Wolkengruppe.

Jüdische Festtage und koscheres Essen

Eltern, die in dieser Kita ihre Kinder anmelden, erfahren früh, dass es sich um eine jüdische Einrichtung handelt. In einem Essraum gibt es eine kleine Schabatt-Ecke mit Menora (siebenarmiger Leuchter) und einem gemalten Rabbi an der Wand. „Wir feiern die jüdischen Festtage, es gibt nur koscheres Essen und die Jungen tragen bei bestimmten Anlässen die Kippa (jüdische Kopfbedeckung)“, erzählt Olga Isaak. Offenbar bedeutet dies für viele Familien kein Hinderungsgrund, ihre Kinder anzumelden. „Wir könnten weitaus mehr Kinder aufnehmen, als wir Platz haben“, berichtet die stellvertretende Leiterin Yvonne Paschke.

Es gibt eine große kulturelle Mischung. Unter den zur Zeit 32 Kindern sind zehn jüdische Kinder, die anderen haben katholische, evangelische, alevitische oder auch buddistische Wurzeln. Es gibt ein muslimisches Kind aus Syrien und zwei weitere Kinder aus Flüchtlingsfamilien sind dabei.

Olga Isaak und Aleksander Chraga, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, sind besonders dankbar für die große Unterstützung des Bochumer Jugendamtes. „Hier wurden wir insbesondere in der Vorbereitung dieses Projektes, das ja für uns Neuland war, hervorragend beraten“, so Chraga.