Stadtakademie stellt auf der Bahnhofstraße eine Stele zum Gedenken an die Kaufleute auf. Ab 1938 gab’s kein jüdisches Geschäft mehr.

Zum ersten Mal wird eine Stele im Stationenweg jüdischen Lebens in Bochum im Stadtteil aufgestellt. In Langendreer erinnert sie an jüdische Geschäftsleute, die an der heutigen Alten Bahnhofstraße zwischen 1815 und 1943 zu Hause waren.

Die evangelische Stadtakademie hat sich dieses Projekt auf die Fahnen geschrieben. Dabei will sie an authentischen Orten an die Geschichte des Zusammenlebens von Juden und Christen in der Stadt erinnern.

Es geht nicht allein um die Schicksale während der Shoa, sondern vorrangig um den Alltag, das Leben und Wirtschaften, an dem Juden in Bochum maßgebend beteiligt waren.

Bislang nur in der Innenstadt

Mit Unterstützung der Stadt Bochum konnte die Evangelische Stadtakademie bereits drei Stelen in der Bochumer Innenstadt aufstellen. Die erste vor der Synagoge auf dem Erich-Mendel-Platz zur Erinnerung an Erich Mendel, den letzten Kantor der 1938 von den Nazis verbrannten Bochumer Synagoge. Eine zweite steht an der Ecke Massenbergstraße/Schützenbahn.

Sie weist hin auf die erste Synagoge, die erste jüdische Schule und den ersten jüdischen Friedhof in Bochum. Eine dritte Stele erinnert an der Ecke Goethe-/Schillerstraße an die jüdischen Bewohner der Goethestraße.

© waz

Bedeutende jüdische Geschichte im Stadtteil

Die vierte Stele nun wird Ende des Monats an der Alten Bahnhofstraße enthüllt. Diese Stele ruft die kurze, aber bedeutende jüdische Geschichte im Stadtteil Langendreer wach. Sie spiegelt die allgemeine Geschichte und die persönlichen Geschichten jüdischer Menschen in Langendreer zwischen 1815 und 1943. Neben eigenen Recherchen der Stadtakademie half auch die Studie von Clemens Kreuzer („Davidstern in Langendreer - Aufgang und Untergang“) beim Erstellen der Stele.

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Arnold Lohmann, Leiter der evangelischen Stadtakademie: „Lange Zeit lebten nur wenige Juden im damaligen Amt Langendreer; im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts siedelten in der aufstrebenden Industriegemeinde vermehrt jüdische Familien, die an der Kaiserstraße – heute Alte Bahnhofstraße – Kaufhäuser und Fachgeschäfte eröffneten.“ Von den rund 60 Einzelhändlern entlang der Kaiserstraße waren um 1900 etwa ein Fünftel jüdischer Herkunft. Sie konzentrieren sich auf Textilien und Schuhwaren.

Arnold Lohmann: „Es war ein einvernehmliches Zusammenleben in der Langendreerer Gesellschaft, das durch die Naziherrschaft endete. 1935 existierte nur noch ein Drittel der vor 1933 ansässigen Geschäfte mit jüdischen Besitzern, Ende 1938 gab es kein einziges mehr.“