Bochum. . Wenn ein Mensch kollabiert, ist schnelles Handeln gefordert. Bei einer Schulung ließen sich die WAZ-Mitarbeiter zeigen, was im Notfall zu tun ist. Das Konzept heißt: „Prüfen, rufen, drücken“
Die ersten Minuten entscheiden über Leben und Tod. Wenn ein Mensch „umkippt“, kann es bis zu zehn Minuten dauern, bevor der Notarzt eintrifft. Wird dem Betroffenen in der Zwischenzeit nicht geholfen, kann das fatale Folgen haben. Die Frage ist nur: Was tun, wenn der Kollege, der Ehepartner oder die Mutter auf einmal leblos vor einem liegt?
Um das richtige Verhalten im Notfall zu lernen, haben die WAZ-Mitarbeiter sich am Mittwoch in der Bochumer Redaktion schulen lassen. „Das Schlimmste, was man machen kann, ist nichts zu machen“, sagt Dr. Christoph Hanefeld, Kardiologe am Katholischen Klinikum und Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Bochum. Leider würden viele Menschen aus Angst vor Fehlern untätig bleiben, wenn ihre Initiative gefordert wäre, um Leben zu retten.
Jede Sekunde zählt
„Dabei kann man innerhalb von zehn Sekunden die notwendigen Schritte einleiten“, erklärt Uwe Bösader von der Feuerwehr. Zunächst gehe es darum, zu überprüfen, in welchem Zustand sich der Betroffene befindet. Das geht durch Ansprache, Rütteln an der Schulter und – wenn dann noch keine Reaktion kommt – kneifen in die Hand. Wenn auch keine Atmung zu vernehmen sein sollte, muss man sofort aktiv werden.
Konkret: Den Notarzt rufen und schnellstmöglich mit der Reanimation beginnen. „Wenn so etwas auf der Straße passiert“, sagt Christoph Hanefeld, „bittet man am besten jemand anderen, die 112 zu rufen und fängt sofort mit der Wiederbelebung an.“ Schließlich gehe es um jede Sekunde, in der das Gehirn nicht mit Sauerstoff versorgt werde. Da aber 80 Prozent dieser Notfälle in den eigenen vier Wänden passieren, kann es gut sein, dass man alles alleine machen muss.
Mit dem Handballen auf die Brust drücken
Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte geht es darum, den Blutfluss künstlich einzuleiten und aufrechtzuerhalten. Und das geht über das Drücken: Dafür entblößt man zunächst den Oberkörper des Betroffenen, zur Not indem man die Kleidung zerreißt. Dann ertastet man das Brustbein, das sich mittig zwischen den Brustwarzen befindet. Mit dem Handballen drückt man dieses kräftig nach unten, circa fünf Zentimeter tief. „Etwa hundert Mal sollte man pro Minute drücken“, sagt Kardiologin Dr. Cordula Kloppe. Der Selbstversuch zeigt: Das kann über acht, neun, zehn Minuten ganz schön schlauchen. „Deswegen ist es sinnvoll, sich – falls möglich – abzuwechseln.“
Nur was ist, wenn man zu feste drückt? „Wer zu feste drückt, kann schon mal eine Rippe brechen“, sagt Kloppe. „Aber wer gar nicht drückt, lässt den Menschen sterben.“
Deswegen heißt es drücken, drücken und noch mal drücken – bis der Betroffene zu sich kommt oder der Notarzt eintrifft. „Prüfen, rufen, drücken“, fasst Cordula Kloppe den Ablauf zusammen. „Hinterher ist man froh, dass man etwas getan hat – egal wie die Geschichte ausgeht.“