Bochum. Defibrillatoren sind im Notfall wichtig und richtig. Entscheidend jedoch sei eine rechtzeitige Herzdruckmassage, appellierten Fachärzte beim Bochumer Herztag.

Herz in Gefahr? Ein Griff ans Ohr kann Aufschluss geben. Internationale Studien, berichtet Kardiologe Prof. Dr. Andreas Mügge, hätten erwiesen, dass eine Hautfalte im Ohrläppchen auf ein erhöhtes Risiko für eine Herzerkrankung hindeutet. Eine von vielen Informationen, die am Mittwoch der Herztag in der Graf-Engelbert-Schule an der Königsallee bereit hielt.

„Herz in Gefahr“: So lautete der Titel des Aktionstages, den die AOK mit ihren Veranstaltungspartnern (darunter wieder die WAZ Bochum) zum 20. Mal im Rahmen der bundesweiten Herzwochen organisiert hatte. 200 Besucher nutzten am Nachmittag u.a. die Blutdruck- und Cholesterinmessungen und nahmen an einer hochkarätig besetzten, vom stellvertretenden WAZ-Redaktionsleiter Michael Weeke moderierten Podiumsrunde teil. Mediziner der Bochumer Kliniken und weitere Experten informierten über die Ursachen, Symptome und Behandlung der Koronaren Herzkrankheit.

Wie ein ein täglicher Flugzeugabsturz

Nach dem Neuen Gymnasium 2013 war bewusst wieder eine Schule als Austragungsort gewählt worden. Denn der Herztag will dazu beitragen, die konstant hohe Zahl der Todesopfer zu senken. Durch Aufklärung. Durch Mut zum Handeln. Und der kann gar nicht früh genug vermittelt werden.

„Als fällt jeden Tag ein Jumbo-Jet vom Himmel“: So veranschaulicht Klinikdirektor Prof. Mügge (St. Josef-Hospital/Bergmannsheil) die jährlich 100 000 Menschen in Deutschland, die plötzlich versterben – meist aufgrund einer Herzerkrankung. Viele könnten durch Erste Hilfe gerettet werden. Denn im Ernstfall zählt jede Sekunde. Bei bedrohlichen Herzrhythmusstörungen („Kammerflimmern“) sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit mit jeder unbehandelten Minute um zehn Prozent. Nach sieben bis acht Minuten tritt wegen des Sauerstoffmangels ein meist irreparabler Hirnschaden ein. Wer überlebt, ist schwerst behindert.

Mehr als 170 öffentliche Defibrillatoren in Bochum

Um die Erste Hilfe effizienter zu machen, wurden in den vergangenen zehn Jahren allein in Bochum über 170 öffentliche Defibrillatoren angebracht. Die sind dank eines Sprachprogramms zwar kinderleicht zu bedienen. Doch die Bilanz ist ernüchternd: Weniger als zwei Dutzend Mal kamen die Geräte seither zum Einsatz. „Wir sehen die Defibrillatoren heute differenzierter“, räumt Dr. Christoph Hanefeld, Leiter des städtischen Rettungsdienstes, ein. Zwar seien die ,Defis’ nach wie vor richtig und wichtig, jedoch nur „ein Zusatzinstrument“. Im Notfall, bei Herzinfarkt oder Schlaganfall, seien zwei Handlungen vorrangig: Sofort den Notruf 112 zu alarmieren. Und das Warten auf den Notarzt (in der Regel sieben Minuten) mit Herz-Druck-Massagen und gegebenenfalls Mund-zu-Mund-Beatmung zu überbrücken. „Entscheidend ist, dass man drückt!“, appellieren Dr. Hanefeld und seine Kollegen. „Wenn ein Defibrillator in der Nähe ist: um so besser.“

Der Herztag zeigte: Aufklärung und Schulung tun not. Und ein gesunder, aktiver Lebenswandel. Nicht nur bei Menschen mit Ohrfalte,