Dahlhausen. . Projekt „Wir werden Lebensretter“: Das St. Josefs-Hospital schult alle Sechstklässler in Linden und Dahlhausen. Start an der Theodor-Körner-Schule

Jan (12) packt beherzt zu. Schließlich kennt er sich schon ein bisschen aus mit der „Ersten Hilfe“. „Ich bin bei der DLRG. Da haben wir das schon besprochen. Und bald findet wieder ein Kursus statt“, schildert er, kurz nachdem er die Herzdruckmassage an der Puppe beendet hat. „Das ist schon anstrengend“, muss er dabei feststellen.

Doch ist es selten die körperliche Belastung, die potenzielle Ersthelfer abschreckt. „Viele haben Angst, etwas falsch zu machen. Aber das einzige, was man falsch machen kann, ist nichts zu tun“, betont Dr. Andreas Kutscha, Chefarzt am Helios St. Josefs-Hospital in Linden.

An diesem Morgen besucht er zusammen mit seiner Kollegin Dr. Ulrike Bachmann-Holdau die 6a der Theodor-Körner-Schule. Gemeinsam wollen sie erreichen, dass die Kinder diesen Leitsatz beherzigen. „Je eher mit der Vermittlung der ,Ersten Hilfe’ begonnen wird, desto besser. Denn in frühen Jahren lassen sich viele Dinge einfacher verinnerlichen. Beim Führerscheinerwerb ist es meistens schon zu spät. Da bleibt oft nur wenig hängen“, meint Kutscha.

Daher sollen in Kürze alle Sechstklässler in Linden und Dahlhausen in der Lage sein, im Notfall eingreifen zu können, einem Menschen mit plötzlichem Herzstillstand das Leben zu retten. Die 90-minütige Schulung in der 6a an der Keilstraße ist daher erst der Anfang einer ganzen Reihe von Schulbesuchen.

Prüfen, rufen, drücken

„Das Projekt ,Wir werden Lebensretter’ stellt eine gute Ergänzung im Schulprogramm des Gymnasiums dar. Im Rahmen der individuellen Förderung an unserer Schule nimmt der Baustein ,Sozialkompetenz’ eine wichtige Rolle ein, wozu auch der Aspekt Helfen und Leben retten gehört“, sagt Lehrerin Martina Hoppe.

Schulleiter Bernhard Arens weiß außerdem: „Ich war selbst jahrelang Rettungsassistent, von daher war klar, dass wir das Angebot der Klinik zur Kooperation annehmen. Es ist wichtig, genau da zu helfen, wo andere nur herum stehen.“

„Prüfen, rufen, drücken“, lautet dafür das einfache Rezept. Heißt in der Praxis: Erst Reaktion und Atmung des Verletzten prüfen, dann den Notruf 112 wählen und schließlich 100 Mal pro Minute auf die Mitte des Brustkorbs drücken, bis Hilfe eintrifft. Ein Dreiklang, den die Kinder von nun an kennen und sich eingeprägt haben.

Ihnen ist deutlich gemacht geworden, dass die ersten Minuten darüber entscheiden, ob Betroffene nach einem Herzstillstand durch eine Sauerstoffunterversorgung bleibende Hirnschädigungen zurückbehalten. Im Gegensatz zu Jan wusste Sophie vorher noch nicht allzu viel über die Möglichkeit, selbst als Lebensretterin aktiv werden zu können. „Zum Glück habe ich diese Kenntnisse bislang auch noch nicht anwenden müssen“, erzählt die 12-Jährige. „Jetzt weiß ich Bescheid, wie es geht. Und klar würde ich sofort helfen.“