Bochum. . Vor einem Jahr erlitt Zaim El Abdellauoi beim Stadtwerke-Halbmarathon einen Herzstillstand. Heute dankt er seinen Lebensrettern an der Laufstrecke.
Irritierend, ja beängstigend, dieses Foto. Kurz vor dem Zieleinlauf hat ein Laufkamerad auf den Auslöser gedrückt. Das Bild zeigt einen lachenden, scheinbar entspannten Zaim El Abdellaoui. Daumen hoch. Alles bestens. Von wegen: 20, vielleicht 30 Sekunden später wird Startnummer 1535 mit dem Tod ringen. Herzstillstand! Allein dem beherzten Eingreifen von Ersthelfern ist es zu verdanken, dass Zaim El Abdellauoi den Stadtwerke-Halbmarathon 2014 überlebt hat.
Wenn am Sonntag 2500 Freizeitsportler in der City die Laufschuhe schnüren, wird sich mancher mit Schrecken an die Szenen im Vorjahr erinnern. Drei Läufer waren im Zielbereich zusammengeklappt und mussten mit Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Zaim El Abdellaoui erwischte es am ärgsten. Der damals 38-Jährige entkam dem plötzlichen Herztod nur um Haaresbreite.
Hobbysportler hat Glück im Unglück
„Dabei glaubte ich, topfit zu sein“, beteuert der Ehemann und Vater zweier Kinder (7 und 9). Seit seiner Jugend ist er passionierter Jogger. Fünf- bis Zehn-Kilometer-Distanzen bewältigt er nach zweijährigem Training mit der Laufgruppe LGO locker und souverän. Da wird er seinen ersten Halbmarathon über 21 Kilometer auch schaffen, denkt er. „Die Vorbereitung war intensiv. Ich habe mich an dem Morgen ausgeruht und richtig gut gefühlt.“
Tatsächlich erreicht Zaim El Abdellaoui an jenem 7. September das Ziel – und das in „für meine Verhältnisse ausgezeichneten 92 Minuten“. Unmittelbar nach dem Einlauf jedoch ereignet sich die Tragödie. Unvermittelt, so schildern später Beobachter, stürzt der drahtige Sportler bewusstlos zu Boden. Er hat Glück im Unglück. Drei Läufer sind in direkter Nähe, leisten sofort Erste Hilfe: Alexander Ide, ein Medizinstudent, ebenso wie ein Arzt des Bergmannsheils und ein Feuerwehrmann. „Keine Frage: Ihre Herzdruckmassage hat mein Leben gerettet“, sagt der Werner im WAZ-Gespräch.
Einen Monat in der Klinik
13 Tage liegt er auf der Intensivstation, anfangs ohne Bewusstsein. Die Untersuchungen ergeben: Eine bis dahin nicht erkannte Herzrhythmusstörung („Kammerflimmern“) hat unter der Belastung des Laufes zum Herzstillstand geführt. Einen Monat muss Zaim El Abdellaoui in der Klinik bleiben. Im Dezember wird ihm ein Defibrillator als Schrittmacher eingesetzt. Seit Februar kann er wieder als Qualitätskontrolleur arbeiten.
„Man wird gelassener. Mir wurde ein zweites Leben geschenkt. Das wurde mir kürzlich wieder bewusst, als ein Kollege einen Herzstillstand nicht überlebte“, sagt Zaim El Abdellaoui. Im August hat er wieder angefangen zu laufen. „Sechs Kilometer am Kemnader See. Ohne Beschwerden.“ An einen Halbmarathon ist vorerst nicht zu denken. Beim Stadtwerke-Lauf ist er gleichwohl dabei: als Besucher, der die Kameraden von der LGO anfeuert. „Meinen Rettern, aber auch meinem Team bin ich zu großem Dank verpflichtet.“
Ärzte raten: Vor dem Marathon untersuchen lassen
Zum fünften Mal starten die Stadtwerke am Sonntag den Halbmarathon in der Innenstadt. „Wir rechnen mit über 2500 Teilnehmern“, sagt Organisationsleiter Markus Kubillus vom TV Wattenscheid 01.
Start und Ziel ist auf der Vikto- riastraße in Höhe des Bermuda-Dreiecks. Der Halbmarathon (Start: 9 Uhr) führt u.a. über die Königsallee, Farnstraße, Hunscheid-straße, Oskar-Hoffmann- und Universitätsstraße. „Die Strecke wurde deutlich entschärft. Sie ist nun flacher und damit breitensporttauglicher. Die Läufer machen nicht mehr so viele Höhenmeter“, so TV-01-Manager Michael Huke.
Nach mehreren tragischen Vorfällen im vergangenen Jahr u.a. mit dem Herzstillstand von Zaim El Abdellaoui (Bericht oben) haben die Veranstalter das medizinische Konzept noch einmal überarbeitet. „Wir haben jetzt zwei Notärzte im Ziel und mehr Ärzte an der Strecke, die alle mit Defibrillatoren ausgestattet sind. Auch Helfer auf dem Fahrrad führen Defibrillatoren mit“, so Markus Kubillus. „Wir überlassen nichts dem Zufall.“
Belastungs-EKG alle ein bis zwei Jahre
„Es wird diesmal fünf Ärzte an der Strecke geben. Das ist für eine Sportveranstaltung dieser Größe angemessen“, sagt Dr. Christoph Hanefeld, Leiter des Ärztlichen Rettungsdienstes der Stadt Bochum. Er rät nicht nur Marathon-, sondern auch Halbmarathonläufern, sich „vor einer solchen Anstrengung ärztlich untersuchen zu lassen – ganz wichtig: auch wenn man keine Beschwerden verspürt“. Ein Belastungs-EKG (nach Rücksprache mit dem Hausarzt) oder eine Ultraschall-Aufnahme des Herzens seien für Läufer mindestens alle ein bis zwei Jahre ratsam.
Auf dem Parkplatz am Bermuda-Dreieck werden am Samstag von 16 bis 19 Uhr die Startunterlagen ausgegeben. Auch am Sonntag können die Läufer sich ab 7.30 Uhr im Start-/Zielbereich ihre Unterlagen abholen. Nachmeldungen sind noch bis zu 60 Minuten vor dem Start möglich. Infos im Internet: www.stadtwerke-halbmarathon.de