Bochum. . Wolfgang Gaffke malt seit Jahrzehnten Portraits von Prominenten. Viele traf er irgendwann persönlich. Nur auf die Signatur eines Stars wartet er seit 30 Jahren.

Von außen wirkt das kleine Bergmannshaus in Hofstede unauffällig. Hinter der Türschwelle wartet die geballte Welt-Prominenz unserer Zeit. Ob Michael Jackson, Helmut Kohl, Inge Meysel oder Papst Johannes Paul II. – Wolfgang Gaffke hat sie alle. Zumindest zweidimensional. „In den vergangenen 30 Jahren habe ich Portraits von mehr als 100 Prominenten gezeichnet“, erzählt der 66-jährige VIP-Maler von seiner Leidenschaft, die ihm Zugang zu mancher Berühmtheit verschaffte.

Promis standen nicht Modell

Modell gestanden haben ihm die Promis aber nicht. Gaffke hat die Bilder im heimischen Atelier angefertigt. „Anfangs habe ich als Vorlage einfach Fotos aus der Regenbogenpresse genutzt, später aus dem Internet“, berichtet er. Viele, aber nicht alle Stars hat er erst später irgendwann persönlich getroffen, um sich deren Unterschrift auf dem Konterfei abzuholen. Mal fragte er beim Management an, mal machte er den Prominenten bei einem Auftritt mit dessen Portrait auf sich aufmerksam, stand beispielsweise mit David Copperfield auf der Bühne.

Seine Malerei hat Gaffke so manche Tür geöffnet. Beispielsweise die zu Michael Jacksons Hotelzimmer. Ein befreundeter Juwelier kaufte ihm 1992 ein Portrait ab, das Gaffke von Jackson gemalt hatte. „Das Bild hat er bei einem Konzert hochgehalten und Michaels Security-Manager Bill Bray wurde darauf aufmerksam.“ Am nächsten Tag standen beide dem King of Pop im Hyatt-Hotel in Köln gegenüber. „Ich gab ihm die Hand und er schreckte erstmal zurück, sagte dann schüchtern ,Hi’. Als ich tags darauf wieder kam, um das Portrait vorzuführen und signieren zu lassen, war er ganz locker und umarmte mich“, erinnert sich Gaffke, der Jackson als „super intelligent und ganz anders als in den Medien“ kennengelernt hat.

1995 traf er ihn ein weiteres Mal an gleicher Stelle. Damals übergab er ihm ein Portrait mit Lisa Marie Presley. Besonderheit: „Er durfte das Bild behalten. Bei mir zuhause hängt nur ein Repro.“ So eine Ausnahme macht Gaffke nur selten. Beispielsweise für eine Berühmtheit, die den King of Pop in seinen Augen noch übertroffen hat.

Privataudienz bei Johannes Paul II.

Ende der 90er Jahre wollte Gaffke im Vatikan ein Portrait von Papst Johannes Paul II. zu dessen 50. Priesterjubiläum überreichen. „Ich habe das Bild einem Schweizer Gardisten gezeigt. Ein Vertreter des päpstlichen Haushaltes sicherte mir zu, ihm die Zeichnung zu überbringen.“

2001 erhielt Gaffke tatsächlich eine Einladung zur Privataudienz. „Wir trafen ihn in der päpstlichen Bibliothek. Er hielt uns für Amerikaner und fragte ,Amerikanski’? Das mussten wir erstmal richtig stellen. Anschließend segnete er uns.“ Für Gaffke war dies die Erfüllung seiner Arbeit. „Der Papst ist ja der Promi schlechthin“, sagt er. Der berühmte Bildhauer Salvador Dali, berichtet Gaffke stolz, habe dem Papst damals übrigens persönlich eine Skulptur überreichen wollen. „Durfte er aber nicht“, sagt der Bochumer Künstler grinsend.

Auch heute noch trifft Gaffke auf Prominente. Zuletzt war er bei Ben Becker erfolgreich. „Vor zwei Wochen habe ich ihn bei einem Auftritt in der Christuskirche getroffen. Und das obwohl man sagt, dass man schwer an ihn rankommt.“

Wie schwer es sein kann, an einen Prominenten ranzukommen, musste Gaffke ausgerechnet bei einer Bochumer Berühmtheit feststellen. „Sinatra, Jackson, der Papst... Ich hab’ sie alle. Nur meinen Grönemeyer bekomme ich einfach nicht“, sagt Gaffke. Und das, obwohl er das Bild von „Herbie“ schon 1986 gemalt hat. Zuletzt wartete Gaffke bei Grönemeyers Konzert 2015 im Bochumer Stadion bis um 3 Uhr nachts. „Da sagte man mir, er sei gerade weggefahren.“ Auch das Management schrieb er vergeblich an. Ende Mai bei einem Konzert in der Veltins Arena hofft Gaffke auf die nächste Chance, mit dem Promi, der ihm in seiner Sammlung noch fehlt.

Schlosserlehre bei der Bogestra absolviert 

Außer der Malerei hängt Gaffkes Herz an der Schauspielerei. Nebenjob als Sargträger

Wolfgang Gaffke wurde 1949 in Bochum geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Schlosserlehre bei der Bogestra und wurde Technischer Zeichner. „Weil meine Berichtshefte immer so sauber waren“, sagt er. Mit 14 fertigte er erste Portraits an. Spaß macht ihm das präzise Arbeiten. „Ich bin Perfektionist. Die Herausforderung, einem Menschen mit dem Bild Leben einzuhauchen – das fasziniert mich“, sagt Gaffke. Rund vier Stunden braucht er für ein Werk. Seine Bilder malte er zunächst mit Bleistift, dann mit Pastellkreide und inzwischen mit der Airbrush-Pistole. „Damit kriegt man jede Hautpore hin, wenn man will.“

Jahrzehntelang lebte Gaffke in Windeck im Rhein-Sieg-Kreis, arbeitete unter anderem als Dekorateur in einem Kaufhaus und designte bei einer Rehafirma Sitzschalen für behinderte Kinder. Nebenbei portraitierte er Prominente, trat privat auf der Bühne auf und drehte eigene Filme. 2001 durchlebte Wolfgang Gaffke eine depressive Phase. „Das lag unter anderem an der Einsamkeit und Langeweile in Windeck.“ Nach einem Jahr war das Multitalent wieder auf den Beinen. „Ich habe mal durchgeblättert, was ich in meinem Leben alles schon gemacht hatte. Das gab mir Auftrieb.“

Komparsenrollen in Antichrist und im Tatort

Seit 2008 widmet sich Gaffke der Schauspielerei. Er spielte mehrere Komparsenrollen in Filmen (Antichrist, Hindenburg) und Fernsehproduktionen (Wilsberg, Tatort). „Ich wollte immer zum Film. Zur Not als Kabelträger.“ Seit 2011 lebt Gaffke wieder in Bochum. „Ich liebe diese Stadt“, sagt er stolz. In seinem Haus hängen viele seiner Werke an den Wänden, andere hat er eingelagert. „Auch eine Ausstellung in Hattingen hat es schon gegeben“, sagt er.

Heute ist der 66-Jährige pensioniert, ist neben Schauspielerei und Malerei noch als Sargträger bei einem Bestattungsunternehmen tätig.