Bochum. Auf 256 Seiten zeigt der Bildband „24 Stunden Bochum“ ungewöhnliche Ansichten. Die Fotos stammen von Christian Nielinger und Martin Steffen.
Die doppelseitig gedruckten Motive zählt Fotograf Martin Steffen zu seinen Lieblings-Bildern: junge Menschen beim Festival Bochum Total, die wüsten Pogo tanzen, eine Taucherin im Tierpark, die unter Hochdruck ein Becken reinigt. Das sind nur zwei Arbeiten in dem beeindruckenden Bildband „24 Stunden Bochum“, der jetzt erschienen ist. Mittendrin statt nur dabei, sagt der Bochumer Fotograf Martin Steffen sinngemäß, das sei seine Devise gewesen.
Der 48-Jährige ist herumgekommen in der Welt, gerade ist er frisch aus Rio de Janeiro zurück, wo er Geschichten für die Olympischen Spiele in Brasilien im kommenden Jahr eingestielt hat, er hat seine Ausbildung in Berlin gemacht, war Assistent von Foto-Ikone Jim Rakete, arbeitete in Paris, fotografiert für Mare oder den Stern. Trotzdem ist die Arbeit an „24 Stunden Bochum“ für ihn noch etwas besonderes gewesen. Er hat seine Heimat neu entdeckt: „Ich habe die Geschichten gesucht“, erzählt Steffen, „ich wollte an die Orte gehen, wo du sonst nicht hinkommst, zu Menschen, die du sonst nicht siehst.“ So hat Steffen Industriekletterer an der Jahrhunderthalle begleitet und hinter die Kulissen des Schauspielhauses geblickt.
20.000 bis 30.000 Fotos innerhalb von sechs Monaten
Ziel sei es gewesen, einen künstlerischen Bildband über die Stadt Bochum zu erstellen, erklärt Steffen, und damit auch eine Marktlücke zu füllen. Die Arbeit an dem Buch hat sich der 48-Jährige mit dem Essener Fotografen Christian Nielinger geteilt. Während in den Bildern des Bochumers das Leben sprüht, sind die Fotos Nielingers oft von einer kalten Ästhetik geprägt. Menschenleer, aber in sich durchkomponiert. Seien es die Ansichten von Siedlungen, vom Eisenbahnmuseum oder vom Planetarium. Emotionen auf der einen Seite wie bei den Fan-Fotos zum VfL Bochum stehen im Kontrast zur strengen Architektur des Musikzentrums - sehenswerte Gegensätze vereint das Buch.
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Steffen und Nielinger haben von Frühjahr bis zum Oktober in der Stadt fotografiert. Opel ist in ihrem Werk Geschichte, gezeigt wird die Gegenwart der Stadt. Mit Kontrasten wie einem Mähdrescher im Vordergrund und der Uni im Hintergrund. Steffen hat bei seinem Porträts „fast ausschließlich“ mit einem 35-Millimeter-Objektiv gearbeitet, mit einem ganz leichten Weitwinkel. „Das ist der normale Blick“, sagt der Fotograf. Das mache seine Fotografie aus: „Ich gehe nah ran an mein Sujet. Ich stürze mich in die Mitte hinein.“
Fotografie - "24 Stunden Bochum"
Binnen des halben Produktionsjahres habe er 20.000 bis 30.000 Fotos gemacht, schätzt Steffen. Nur ein Teil davon hat es in das Buch geschafft, auch ganze Serien sind herausgeflogen. Arbeit, die nicht vergebens gewesen sein soll. „Wir könnten uns eine Ausstellung vorstellen“, deutet der Bochumer an. Details gibt es noch nicht. Die Fotos hätten es verdient, länger als 24 Stunden im Gedächtnis zu bleiben.
Kemnader Kreis setzt sich für die Förderung von Kunst und Kultur ein
„24 Stunden Bochum“ ist eine Auftragsarbeit für den Bochumer Fotografen Martin Steffen gewesen, die er mit seinem Kollegen Christian Nielinger mit Herz gefüllt hat. Herausgegeben hat das Buch der Kemnader Kreis, in dem sich über 60 Unternehmer aus der Region für die Förderung von Kunst und Kultur zusammengeschlossen haben. Dessen Intention sei gewesen, die Stadt aus einer anderen Perspektive zu zeigen, jenseits eines Postkarten-Idylls, sagt Geschäftsführerin Britta Freis. Letztendlich sollte der Fotoband auch unterstreichen, „warum wir gern hier leben“. Die Gestaltung des Buchs hat die Bochumer Agentur Oktober übernommen.
Vom fertigen Ergebnis ist Freis überwältigt: „Das Buch ist super-schön geworden. Ganz emotional. Es ist genau das geworden, was wir uns gewünscht haben.“ „24 Stunden Bochum“ ist in einer Erstauflage von 1500 Stück erschienen. Die Rückmeldungen der Käufer seien in einem Wort zusammenzufassen, sagt Freis: „begeistert“. Entsprechend groß ist der Run auf das Buch. Über die Hälfte der Erstauflage ist bereits verkauft. Interessenten, die das Werk als Weihnachtsgeschenk haben, sollten sich sputen. Dass eventuell nachgedruckt wird, erscheint Freis als unwahrscheinlich. Der Erlös aus dem Verkauf abzüglich der Kosten wird vom Kemnader Kreis wieder in die Kunstförderung investiert.