Bochum. . „Grubengold“ mit acht jungen Flüchtlingen feiert am Prinz-Regent-Theater in Bochum umjubelte Premiere. Am Ende tanzt das Publikum mit dem Ensemble.

Meeresrauschen, junge Menschen tanzen ausgelassen zu beschwingter Musik, Bilder belebter Straßen flackern im Hintergrund. Dann hört die Musik abrupt auf, in den Gesichtern der Darsteller spiegelt sich Schrecken, nur noch Flimmern auf dem Bildschirm. Zu traurigen Geigentönen redet einer der vormals Tanzenden in einer für die meisten Deutschen fremden Sprache. Es ist nicht schwer, sich zumindest ungefähr vorzustellen, was er sagt.

Wahrscheinlich redete er syrisch. Denn der Großteil des Ensembles kommt aus Syrien. In siebenmonatiger Arbeit hat es unter der Regie des Theaterpädagogen Holger Wagner das Stück „Grubengold“ konzipiert . „Ein Theaterprojekt mit geflüchteten Menschen“, heißt es offiziell. Man könnte auch sagen: ein Theaterstück. Und ein bewegendes dazu.

Wille zum Humor

Der Titel bezieht sich auf den einstigen Reichtum des Reviers: die Kohle. Reichtum zeige sich heute in den „Menschen, die hier leben und neu zu uns kommen“, so das Landesministerium für Kultur. Das mag etwas optimistisch sein. Aber gut, die Schauspieler (Flüchtlinge) leben im Ruhrgebiet. Und ein bisschen Revierromantik kann nicht schaden.

Es ist erstaunlich, was die acht jungen Leute in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Sie haben nicht nur ein Stück realisiert, auch ihr Deutsch, das nach dem bedrückenden Beginn gesprochen wurde, ist mehr als präsentabel. Und bei aller Dramatik: Sie versenken sich nicht in ihr Schicksal. Zwar verdrängen sie es nicht, aber der Wille zum Humor hält stolz dagegen.

Publikum tanzt mit

Nach der Querung des Meeres wähnen sie sich in Deutschland und atmen auf. Doch dann: „Keine Merkel da. Mama Merkel ist nicht zu Hause.“ Die Unordnung fällt auf. Das kann unmöglich Deutschland sein! Sie räumen erstmal auf.

Es folgen Grenzübertritte und Fingerabdrücke. Sie werden als erniedrigend empfunden. Eine sagt: „Wo haben Sie Ihre Fingerabdrücke abgegeben. Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Zwischenapplaus.

Zum Schluss sind sie angekommen. Wo genau, lässt die gute Inszenierung offen. Jedenfalls sind sie in Sicherheit. Sie pflanzen einen Setzling. Er wächst schnell (auf Leinwand projiziert). Dann erklingt wieder beschwingte Musik und die jungen Leute tanzen. Starker Schlussapplaus. Es bedurfte keiner großen Aufforderung, einen Teil des Publikums zum Mittanzen zu bewegen.

Weitere Aufführungen am 9./10. April und 25./26. Mai. Karten (16, erm. 8 Euro) unter: 0234 / 77 11 17.