Gerthe. . Tag der offenen Tür im Puzzleum: Besucher versuchen sich an den Exponaten. Tüfteleien erfordern viel Geduld. Sammlung umfasst mehr als 900 Stücke
„Wie soll das gehen?“, fragt Gudrun Bachmann in fröhlicher Verzweiflung, während sie versucht, vier farbige Holzpfeile in eine bestimmte Form zu legen. „Man hasst es doch, aufzugeben!“ Es ist ihr erster Besuch im „Puzz-leum“, Deutschlands erstem und einzigem Puzzlemuseum in Ger-the. „Ich habe sechs Enkel. Mit ihnen wollte ich bald mal herkommen.“ Darum nutzte sie am vergangenen Wochenende den Tag der offenen Tür. „Meine Enkel sind da viel schneller“, sagt sie. „Wenn ich noch denke, sind sie schon fertig.“
Viele Zauberwürfel
„Das ist gelebte Physik!“, sagt Robinson, der das Museum zusammen mit seiner Frau Angelika leitet und begründet hat. Wer bei Puzz-leum übrigens an die bunten Kisten mit den 500 oder 1000 Teilen denkt, irrt. Davon gibt es im Puzz-leum kein einziges. Dafür umso mehr Zauberwürfel (Rubik’s Cubes), die Ende der 1970er-Jahre aufkamen und mittlerweile in etlichen Variationen vorliegen. Mit ihnen legte Robinson den Grundstein fürs Puzzleum.
Außerdem Tangrams, Vexierspiele. Angefangen hat alles mit einer persönlichen Sammelleidenschaft. Mittlerweile umfasst die Sammlung von Robinson und Angelika über 900 Exponate. „Alles ohne Strom und Batterien!“ Also alles mechanisch und real. Wobei den beiden der Begriff „Spiel“ nicht ganz behagt. „Das sind eher Ingenieursachen. Ähnlich wie die Aufgabe, eine Eisenbahn mit Containern zu bestücken.“ Robinson spricht von Rangierproblemen, von Zentrifugal- und Fliehkraft.
In der Abteilung „Unmögliche Objekte“ sind verschiedene Dinge ineinander gebaut und verhakt, wie es aus Sicht des Betrachters eigentlich gar nicht geht. „Auseinander kriegen sie die nie wieder“, freut sich Robinson über seine selbst gebastelten Rätsel. Aus der Hosentasche zaubert er ein hohles Holzgefäß, in dem ein zweites Holzstück steckt. „Wie kriegen Sie das heraus, ohne das Gefäß zu berühren?“ Es dauert lange, bis die Gäste herausfinden: durch Pusten lässt sich das Holzstück anheben und aus dem Gefäß heben. Gelebte Physik eben.
In den ersten Jahren erwarben Robinson und Angelika viele Stücke auf Flohmärkten. „Heute gibt es dort eher Steckmodule für Computerspiele.“ Irgendwann entdeckten sie selbst den Computer, um in der digitalen Welt Kontakte zu anderen Sammlern zu knüpfen, zu tauschen und nach analogen Puzzeln zu suchen.
„Wir kennen Robinson seit vielen Jahren als Zauberer“, sagt die Oma von Ben (6), der seit mehreren Minuten versucht, einen Holzwürfel aus neun Teilen wieder zusammen zu setzen. „Mein ältester Sohn hat bei Robinson damals einen Zauberkurs gemacht!“ Ein hauptberuflicher Zauberer ist Robinson seit 1983. Mit seinen Programmen tritt er bei Kindergeburtstagen und anderen Festen auf, im Juli auch beim Stadtparkfest. Schulklassen können zum Experimentieren ins Museum kommen – oder Robinson kommt zu Werkstunden in die Schulen. Der kleine Ben ringt immer noch mit dem mehrteiligen Holzwürfel. Robinson beobachtet es anerkennend: „Nur ein schweres Puzzle ist ein gutes Puzzle.“
Museum und Zauberkasten unter einem Dach
Das 1999 gegründete Puzzleum ist geeignet für Kinder ab dem 4. Schuljahr. Angeboten werden Führungen, Vorträge und Gelegenheiten zum Experimentieren. Geöffnet nach Absprache (www.puzzleum.de).
Im gleichen Gebäude gründeten Robinson und ein Kollege 1993 den Zauberkasten, Theater für Zauberei und Kleinkunst (www.zauberkasten.de).