Bochum. . Nach „Leas Hochzeit“ bringt Regisseur Eric de Vroedt den berühmten Roman um Freiheit und Identität auf die Bühne. Premiere am Samstag, 2. April.

Nicht wenige Theatergänger halten „Leas Hochzeit“ für eine der gelungendsten Aufführungen der vergangenen Spielzeit an der Königsallee. Jetzt ist Regisseur Eric de Vroedt zurück: Für seine erste Arbeit im großen Haus widmet er sich dem Roman „Stiller“ von Max Frisch – und möchte auch einen bisher ungeahnten Witz aus der berühmten Vorlage heraus schälen.

„Ich bin nicht Stiller!“ Mit diesen legendären Worten des Ich-Erzählers lässt Max Frisch seinen Roman aus dem Jahr 1954 beginnen. Ganze Schülergenerationen machten sich daraufhin Gedanken über Themen wie Freiheit und Identität.

Der seit Jahren verschollen geglaubte Bildhauer Anatol Ludwig Stiller wird darin von der Polizei aufgegriffen. Allerdings behauptet der Mann, ein gewisser James Larkin White zu sein. Doch seine Frau, sein Freund und seine Geliebte sind sich sicher: Es gibt nur einen Stiller, und das ist er!

Großer Stoff der Weltliteratur

„Der Roman gehört ohne Zweifel zu den großen Stoffen der Weltliteratur“, sagt Dramaturg Alexander Leiffheidt. Dabei würden hinter der Fassade des Kriminalfalls durchaus ernste, philosophische Themen lauern: Hat ein Mensch das Recht und die Freiheit, sich selbst neu zu erfinden? Sein altes Leben hinter sich zu lassen?

„Es gibt durchaus interessante Parallelen zur Biographie von Max Frisch“, so Leiffheidt. Auch der Autor hat – vom bürgerlichen Leben gelangweilt – mit seinem Job als Architekt und seiner Familie gebrochen und den Neuanfang gewagt. „Stiller“ verhalf ihm zum Durchbruch als Schriftsteller.

In den Niederlanden wenig bekannt

Anders als „Homo faber“ sei „Stiller“ in seiner niederländischen Heimat kaum bekannt, erzählt Eric de Vroedt. Zum ersten Mal las er den Roman auf Hochzeitsreise 2014 am Strand von Vietnam: „Ich fand das Buch wahnsinnig lustig“, sagt er. „In Deutschland wird es gemeinhin als schwere Lektüre empfunden, doch ich habe viel gelacht.“ Beim Lesen habe er oft an Rockstar David Bowie denken müssen: „Der hat sich auch immer wieder gewandelt und stand dabei nicht selten vor dem Abgrund.“

Einiges von diesem Gefühl wolle er gern auf die Bühne übertragen, doch sei die Bearbeitung, die er gemeinsam mit Autor Reto Finger anfertigte, ein ziemlicher Kampf gewesen. „Wir haben keinen Ich-Erzähler, sondern lassen die Bühnenhandlung normal ablaufen.“

Bühne zeigt Innenhof eines Gefängnisses

Die Bühne („eines der höchsten Bühnenbilder der letzten Zeit“) zeigt den Innenhof eines Gefängnisses, der durch Lichtwechsel und Videoeinsatz geschickt seine Gestalt ändern könne: Mal spielt die Handlung ganz konkret in diesem Raum, mal imaginär im Kopf des mysteriösen Herrn Stiller.

Eric de Vroedt wird Intendant in Den Haag

Nach „Freitag“ und „Leas Hochzeit“ ist „Stiller“ die dritte Arbeit von Eric de Vroedt am Schauspielhaus – und es wird vermutlich die letzte sein. Im nächsten Jahr inszeniert er für Anselm Weber in Frankfurt. Ab 2018 wird Eric de Vroedt Intendant des Nationaltheaters Den Haag. Nach Bochum kommt er dennoch gern: „In Holland halten mich alle für einen streng politischen Regisseur. Da ist Bochum für mich fast ein bisschen wie Ferien.“

Premiere: Samstag, 2. April, 19.30 Uhr. Wieder 10., 17. und 29. April. Dauer: knapp drei Stunden.