Bochum. Aufgrund des stark gefallenen Ölpreises baut der Energiekonzern BP 580 Stellen in Deutschland ab. Unter anderem in Bochum und Gelsenkirchen.

  • Der Aral-Mutterkonzern BP baut bis 2020 580 Stellen in Deutschland ab
  • Betroffen seien der Verwaltungsstandort in Bochum sowie Raffinerien in Gelsenkirchen und Lingen
  • Hintergrund ist der stark gefallene Ölpreis

Der im Januar bekannt gewordene neuerliche Stellenabbau in der Europazentrale von BP an der Wittener Straße ist seit Donnerstag konkret: Bis spätestens 2018 werden in Bochum weitere 210 Arbeitsplätze vernichtet.

Erst Ende 2014 hatte der Aral-Mutterkonzern angekündigt, 250 Jobs in Bochum zu streichen. 100 davon sind nach Angaben des Unternehmens schon weg. Aktuell beschäftigt BP in Bochum noch 1000 Mitarbeiter, hinzu kommen 400 im Außendienst, die dem Standort zugerechnet werden.

„Wir rüsten uns für die Zukunft“, erläuterte BP-Sprecherin Stefanie Hansen die Entscheidung. Seit Jahren kämpft der Konzern in einem schrumpfenden Markt um Anteile. Hansen: „Die Kraftstoffabnahme wird auch langfristig rückläufig sein, darauf müssen wir uns einstellen.“ Parallel zum Stellenabbau investiere BP aber auch „in wachsende Märkte“. Als Beispiel nannte Hansen die Ende 2015 beschlossene Kooperation von Aral und Rewe. 1250 Tankstellen werden demnach mit einem Supermarkt ausgestattet: Rewe-To-Go.

Wie berichtet, entfallen auch Jobs durch die Beendigung des Ruhr Oel Joint Ventures mit dem russischen Unternehmen Rosneft. 63 Stellen sind in Bochum davon direkt betroffen. Der Abbau von Arbeitsplätzen, auch in Gelsenkirchen (270) und Lingen (100), soll sozialverträglich erfolgen über einen Interessenausgleich, der mit Betriebsräten und IG BCE eng abgestimmt wurde. „Der Sozialplan ist materiell gut ausgestattet. Findet er eine positive Resonanz in der Belegschaft, kann es gelingen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“, sagte ein Gewerkschaftssprecher.

Stellungnahmen fallen moderat aus

„Für den Wirtschaftsstandort Bochum ist und bleibt es von überragender Bedeutung, dass sich BP im Herbst 2014 entschieden hat, mit seiner Europazentrale in Bochum zu bleiben. Dies war und ist ein dauerhaftes Bekenntnis des Konzerns zu dieser Stadt, das sollten wir mit Blick auf die Zukunft nicht vergessen“, kommentierte IHK-Geschäftsführer Eric Weik die BP-Nachricht von Donnerstag.

Und auch bei der Wirtschaftsentwicklung gab man sich gegenüber dem großen Arbeitgeber moderat. Geschäftsführer Ralf Meyer sagte: „Wir bedauern die Entscheidung von BP, weitere Arbeitsplätze am Standort Bochum abzubauen, begrüßen allerdings die Einigung mit dem Betriebsrat, dass dieser Stellenabbau sozialverträglich über die Bühne gehen soll, um die Belastungen für die Belegschaft so gering wie möglich zu halten.“

Meyer richtete seinen Blick auch nach vorn. Die Entwicklung bei BP Europa mache deutlich, „wie wichtig es zukünftig sein wird, nicht nur vorhandene Arbeitsplätze zu sichern, sondern das Ansiedlungsgeschäft und die Gründungsförderung in Bochum zu forcieren. Dazu braucht unsere Stadt mehr als bisher geeignete Flächen und entwickelte Standorte.“

Stellenabbau trifft Stadt hart - Ein Kommentar von Thomas Schmitt 

Zweihundertfünfzig Jobs gestern, 210 heute und morgen...? BP/Aral steht mächtig unter Druck. Beim Blick auf den drastisch gesunkenen Ölpreis überrascht das nicht. Auch, wenn das Tankstellengeschäft vom niedrigen Benzinpreis profitiert. Die Raffinerien in Gelsenkirchen und Lingen und der Verwaltungsstandort Bochum zahlen den Preis für den Umsatzeinbruch des Konzerns.

Die Stadt Bochum trifft der Verlust der Arbeitsplätze hart. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir nach dem Aus für Opel vermelden müssen, dass 50 Jobs hier, 100 da und weitere andernorts verloren gehen. Erfolge indes sind selten. Darüber können auch die 600 avisierten DHL-Jobs auf dem Ex-Opel-Gelände nicht hinwegtäuschen. Mehr als das „Minister-Bonbon“ ist dort bislang nämlich nicht in Sicht.