Bochum. Bei einem Festakt im Schauspielhaus verlieh OB Thomas Eiskirch am Dienstagabend den Peter-Weiss-Preis 2014 an den Schriftsteller Ulrich Peltzer.

Der mit 15.000 Euro dotierte Peter-Weiss-Preis für 2014 wurde am Dienstagabend im großen Foyer des Schauspielhauses in der Sparte Literatur verliehen. In einer gut besuchten Feierstunde ehrte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch den Berliner Autor Ulrich Peltzer.

Ausgezeichnet wurde Peltzer (*1956) für sein Gesamtwerk, zuvörderst für „Das bessere Leben“, erschienen 2015. Der Roman entwirft, durchaus ambitioniert, ein Fresko unserer Zeit. Im 20. Jahrhundert diskutierten, lebten und kämpften junge Menschen an US-Universitäten, in Berlin und Moskau für eine gerechtere Ordnung, für eine bessere Zukunft. Heute sind die Utopien in Terror umgeschlagen. Die Gegenwart gestaltet sich unüberschaubar, kapitalistische Globalisierung scheint die Wirtschaft und Gesellschaft mal zu stärken, mal zu zerstören. Was ist aus all den Utopien, Sehnsüchten und Träumen geworden, die sich vor 30, 40 Jahren mit dem Ausbluten der Ideologien auftaten?

Ruhelosigkeit der Gedanken

Solche Fragen sind nicht einfach zu beantworten. Entsprechend vielschichtig verwoben ist Peltzers Roman, aus dem der Preisträger eine Passage las, die seine literarische Technik der assoziativen Verschachtelung beispielhaft aufzeigte. Tatsächlich ist die Verschiebung der Zeitebenen, das Mäandern des Blickwinkels und die gedankliche Ruhelosigkeit des Erzählens filigran und dicht zugleich. Man mag an John Dos Passos’ stilbildenden „Manhatten Transfer“-Roman denken und dessen strömende Bewusstseinsüberschreibungen: obwohl Peltzer natürlich alles andere als ein Epigone der Literaturgeschichte ist.

„Ulrich Peltzer fängt in seinem Erzählen nie am Anfang an, sondern immer mittendrin. Das hat er mit Franz Kafka gemein, was die Sache nicht einfacher macht“, meinte der Literaturwissenschaftler Dr. Helmut Böttinger in seiner Laudatio. Nein, leicht ist es nicht, was Peltzer versucht: Nämlich eine ästhetische Debatte darüber zu führen, was literarisches Schreiben heute ausmacht. Das ging dem Namensgeber des Preises, dem Literaten und Theaterschriftsteller Peter Weiss, vor einem halben Jahrhundert aber auch schon so.