Bochum. . Sie waren Opfer des NS-Regimes, weil sie damals Widerstand geleistet hatten. Nach einer Ausstellung an der Christ-König-Kirche beginnt im Juni eine weitere im Stadtarchiv mit 70 Portraits.
Priester Anton Spieker starb vor 75 Jahren am 9. März 1941 unter ungeklärten Umständen in der Krümmede, dem Bochumer Gefängnis. Daran haben neulich Ehrenvorsitzender Hans-Jürgen Muß von der Kolpingfamilie Gelsenkirchen-Ückendorf und Pastoralreferent Alfons Zimmer erinnert, der als Seelsorger in der JVA Bochum arbeitet.
Die beiden starteten aus diesem Anlass eine Aktion für kirchliche Opfer der nationalsozialistischen Diktatur. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass es trotz Anpassung und Schweigen in den Kirchen den mutigen Widerspruch vieler Einzelner gab“, erklärte Zimmer. „Fünf Priester starben in Bochumer Haft, weitere 17 nach ihrer Verlegung in andere Anstalten und Lager“, sagte der 59-Jährige mit Blick auf die 22 aufgestellten Portraits.
Gedenken in der Kunstkirche Christ-König
Zum Erinnern wählten die beiden die Kunstkirche Christ-König am Steinring aus. Aus gutem Grund. „Am 21. Juli 1941 stürmte aufgrund des Widerstandes gegen staatliche Anweisungen die Gestapo das Franziskaner-Kloster, wiesen die Priester aus und schlossen es“, machte Muß deutlich. Pater Romanus Bange, Gründer und Leiter des Klosters nebst Kirche, starb bei der Aktion, in deren Verlauf die Gestapo die Gebäude verwüstete. „Allerdings durch Herzversargen während der Terroraktion. Er wurde nicht ermordet“, ergänzte Seelsorger Zimmer.
Ein ähnliches Schicksal widerfuhr auch Pfarrvikar Stöcker, der vor seiner Verhaftung in St. Josef (Gelsenkirchen) tätig war. „Wir wissen von ihm, dass er aus seinem Glauben heraus die nationalsozialistische Weltanschauung ablehnte“, betonte Zimmer.
Das hieß: Er predigte gegen deren Ideologie und Propaganda an, riet Eltern davon ab, ihre Kinder in deren Kinder- und Jugendgruppen zu schicken und riss NS-Plakate auf dem Kirchplatz ab. Muß: „Ein von Hitler angeordnetes Siegesläuten nach der Besetzung von Belgien führte er auch nicht durch.“
Folge: Stöcker wurde 1940 verhaftet. Ein Sondergericht in Dortmund verurteilte ihn. Er kam ins Bochumer Gefängnis. „Für uns ist er als ehemaliger Präses unserer Kolping-Familie durch sein Handeln im Widerstand ein Märtyrer und Vorbild geworden“, so Muß.
22 Portraits
Er und Zimmer erinnerten vor der Kirche auch an weitere kirchliche NS-Opfer, die sie auf den 22 Portraits anschaulich machten. Etwa an Abbé Pierre Carpentier aus Frankreich und Pater Josef Raskin aus Belgien, die wegen Widerstandshandlungen zum Tode verurteilt und beide in Dortmund hingerichtet wurden. An den Franziskaner-Pater Dr. Gandulf Korte, der am 4. November 1944 beim Bombenangriff auf Bochum im Untersuchungsgefängnis (Abc-Straße) ums Leben kam. An den Ev. Pfarrer Ludwig Steil, der kurzzeitig in Bochum einsaß und im Januar 1945 im KZ Dachau verstarb.
Ab Juni Ausstellung im Stadtarchiv
Insgesamt 160 Namen von Opfern der NS-Justiz fand der Bochumer Seelsorger Alfons Zimmer in den vergangenen Jahren heraus. Fast 70 von ihnen machte er durch Bildportraits wieder sichtbar.
Darunter sind sehr viele Kommunisten und Gewerkschaftler, vor allem jedoch NN-Gefangene aus den Benelux-Staaten.
Sie wurden bei „Nacht und Nebel“ gefangen genommen und in die Strafanstalten des Reiches verbracht, auch nach Bochum.
An diese wird ab dem kommenden Juni mit einer Ausstellung im „Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte“ erinnert.