Bochum. Im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte sind im kommenden Halbjahr drei neue Ausstellungen über aktuelle und historische Themen zu sehen.

Wer war Leo Baer? Die abenteuerliche Geschichte eines Bochumer Unternehmers vom Ersten Weltkrieg bis zum Exil im Dritten Reich hat die Leiterin des Stadtarchivs, Ingrid Wölk, in einem Buch niedergeschrieben, das auf einiges Interesse stoßen dürfte.

Auch drei neue Ausstellungen und eine Vortragsreihe bietet das Zentrum für Stadtgeschichte an der Wittener Straße 47 im kommenden Halbjahr. Die aktuelle Flüchtlingskrise ist dabei ebenso Thema wie die Aufarbeitung der NS-Zeit.

Von der stillen Hoffnung auf eine bessere Zukunft erzählt eine Ausstellung, die am 5. Juni öffnet. Im Mittelpunkt stehen 19 junge Frauen und Männer, die als Flüchtlinge nach Bochum gekommen sind. In einem zehnwöchigen Lehrgang lernten sie die deutsche Sprache kennen, machten Berufspraktika – und wurden von einer Köchin aktiv in die deutsche Küche eingeführt. „Die Ausstellung zeigt die Menschen im Porträt und erzählt von ihren Hoffnungen und Ängsten“, sagt Ingrid Wölk.

Krümmede im Jahr 1943

Einem düsteren Kapitel der deutschen Geschichte widmet sich die Ausstellung „Schicksalsort Gefängnis“: Beleuchtet werden Opfer der NS-Justiz, die während der Nazi-Diktatur in der Krümmede einsaßen. Viele von ihnen waren keine Diebe oder Strolche, sondern wurden aus politischen Gründen verhaftet und nicht selten zu Todesstrafen verurteilt. Über 1000 sogenannte Nacht- und Nebel-Gefangene waren allein 1943 in der Krümmede inhaftiert. Alfons Zimmer, Mitarbeiter des Stadtarchivs, hat ihre Schicksale für eine Ausstellung beleuchtet, die ab 17. Juni an der Wittener Straße zu sehen ist.

Nicht nur für Historiker interessant ist der Vortrag „1916: Das Jahr der Großschlachten“ von Prof. Gerd Krumeich am Mittwoch, 13. April, 18 Uhr. Krumeich, ausgewiesener Kenner des Ersten Weltkriegs, stellt die grausame Schlacht von Verdun, die vor 100 Jahren tobte, in den Mittelpunkt seines Vortrags.

Ausstellung zeigt Karikaturen von Waldemar Mandzel

Spannend wie ein Krimi liest sich die Lebensgeschichte von Leo Baer, die Ingrid Wölk in jahrelanger Puzzlearbeit zusammen getragen hat. Der jüdische Unternehmer kämpfte im Ersten Weltkrieg, ging zur Fremdenlegion, war cleverer Erfinder – und floh schließlich vor den Nazis aus Bochum nach Toronto. „Anhand seiner Biografie lassen sich 100 Jahre deutsch-jüdischer Geschichte genau nachvollziehen“, sagt Ingrid Wölk. Am Freitag, 10. Juni, 17 Uhr, stellt sie ihr Buch vor.

Karikaturist Waldemar Mandzel hat sich künstlerisch mit den Themen Flucht und Vertreibung auseinander gesetzt. Seine humorvollen und oftmals nachdenklich stimmenden Zeichnungen sind ab 23. April im Zentrum für Stadtgeschichte zu sehen.