Langendreer.. Dirk Ziesing aus Langendreer hat das Schicksal heimischen Soldaten erforscht,die vor 200 Jahren in die legendäre Waterloo-Schlacht zogen.
Von der Waterloo-Schlacht haben sicher die meisten schon gehört. Dass Waterloo ein Dorf südlich von Brüssel ist, wissen vielleicht schon weniger. Und wahrscheinlich kaum jemand, dass auch einige Soldaten aus Bochum damals – im Juni 1815 – gegen Napoleon zu Felde zogen. Das Schicksal einiger von ihnen hat Dirk Ziesing aus Langendreer erforscht und niedergeschrieben – in seinem Buch über das 1. Westfälische Landwehr-Regiment, dem auch die Bochumer angehörten.
Die Idee dazu kam Ziesing, als er ein Buch las von Industrie-Pionier Friedrich Harkort, der ebenfalls dem Regiment angehörte. „Darin nannte er einige Namen und Ortsangaben zu Gedenktafeln, die für jeden Gefallenen angefertigt wurden“, erzählt der 58-Jährige, der daraufhin zu recherchieren begann. Viele Stadtarchive hat Ziesing durchforstet, im Landesarchiv war er Stammgast. „Ich habe alte Akten in der Hand gehabt, da rieselte der Streusand noch raus, der damals zum Trocknen der Tinte verwendet wurde. Ein tolles Gefühl.“
Nicht ganz so angenehm waren seine Nachforschungen in so mancher Kirche. Auf der Suche nach alten Gedenktafeln kroch Dirk Ziesing oft bis in die letzte Ritze durch Staub und Spinnweben, immer in der Hoffnung auf einen tollen Fund. „Einige haben mir schon den Spitznamen Indiana Jones gegeben“, sagt er schmunzelnd.
Vieles ist im Zweiten Weltkrieg verbrannt
Der Lohn all dieser Mühen: 60 hölzerne Tafeln konnte Dirk Ziesing auftreiben. „Viele sind leider im Zweiten Weltkrieg verbrannt oder wurden später – da mit militärischem Hintergrund – aus den Kirchen verbannt.“ Zudem konnte er 700 Namen von Soldaten – insgesamt zählte das Regiment rund 3280 Mann – recherchieren. Etwa 40 davon stammen aus Bochum.
Sie kamen aus allen Stadtteilen – Harpen, Bärendorf, Stiepel, Langendreer – und die meisten von ihnen meldeten sich freiwillig, hat Dirk Ziesing herausgefunden: „Wer das nicht tat, hatte sein Gesicht verloren; zumindest, wenn man aus gutem Hause stammte.“ Wer am Leben blieb – und das waren aus diesem Regiment die meisten – hatte nachher beruflich alle Chancen. Ziesing: „Wegebaumeister, Bürgermeister, Superintendenten – diese Stellen wurden meist von ehemaligen Freiwilligen besetzt.“
Napoleons Niederlage ist das Ende des Kaiserreichs
Mit vier Armeen zog ein europäisches Bündnis im Juni 1815 gegen Napoleon zu Felde, darunter auch die preußische unter Feldmarschall Blücher, zu der auch die fünf Westfälischen Landwehr-Regimenter zählten.
Die Niederlage der von Napoleon geführten Franzosen führte am 22. Juni 1815 zum Ende des französischen Kaiserreichs.
Was aus den Soldaten der anderen vier Regimenter wurde, will Dirk Ziesing, der von Beruf übrigens kein Historiker, sondern Ingenieur ist, auch noch herausfinden. Dass auch für diese Recherchen Urlaube und Wochenenden dran glauben müssen, daran hat sich die Familie schon gewöhnt.