Bochum. . Kortumstraße ist vier Monate nach der Freigabe wieder übersät mit Kaugummis und Kippen. Bußgelder scheinen Umweltfrevler nicht abzuschrecken.

Eine Million Euro kostete die Erneuerung der Kortumstraße zwischen Südring und Husemannplatz. Vier Monate nach der Freigabe ist der 115 Meter lange Straßenabschnitt bereits wieder übersät mit üblen Hinterlassenschaften: Hunderte Kaugummis und Zigarettenkippen verunzieren das Pflaster. Die Stadt zeigt sich hilflos.

„Das ist doch eine Schande!“, schimpft Gisela Steinbrink. Die 67-Jährige ist angetan von den anthrazitfarbenen Betonsteinen, die im vergangenen Jahr auf dem neu gestalteten Teilstück der Kortumstraße verlegt wurde. „Doch hier sieht’s längst wieder so aus wie in der gesamten Innenstadt: Kaugummis und Kippen, wo man hinsieht und hintritt.“ Nicht nur Gisela Steinbrink ist wütend. Zahlreiche weitere Passanten und Geschäftsleute ärgern sich über den Müll.

Übeltäter müssen auf frischer Tat ertappt werden

Auch im Rathaus würde man den Umweltverschmutzer liebend gern auf die Schliche kommen. Die rechtliche Handhabe ist vorhanden. Das „kleine Sündenregister“ des Ordnungs- und Grünflächenamtes listet die Verwarnungsgelder auf, die für die Ordnungswidrigkeiten verhängt werden können: 5 bis 10 Euro für das Wegwerfen von Zigarettenkippen oder Papiertaschentüchern, 20 Euro für das Ausspucken von Kaugummis. „Das Problem ist die Beweisführung“, bedauert Stadtsprecher Oliver Trappe. Ähnlich wie bei Wildpinklern oder Hundehaufen müssten die Übeltäter auf frischer Tat ertappt werden. Das sei trotz regelmäßiger Kontrollen schwierig....

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Von dem Bußgeldkatalog geht somit keinerlei Abschreckung aus. Kapitulation?

Zu spüren bekommt dies der Umweltservice Bochum (USB). Zwar zählt die Kortumstraße zu den Innenstadt-Straßen, in denen die USB-Trupps an sechs Tagen in der Woche für Sauberkeit sorgen. Ihre Arbeit indes gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Kaum ist der Unrat beseitigt, sehen sich die Müllwerker am nächsten Tag mit neuen Abfallhaufen konfrontiert. „Und das, obwohl ausreichend Müllbehälter in der City zur Verfügung stehen“, betont USB-Sprecher Jörn Denhard.

„Top Cleaner“ gegen Kaugummis

Den platt getretenen Kaugummis rückt der USB alsbald wieder mit seinem „Top Cleaner“ zu Leibe. In dem 40.000 Euro teuren und 150 Kilo schweren Apparat steckt ein Generator, der Wasser auf 175 Grad erhitzt. Es dampf, es zischt, es brodelt. Wasserdampf, ein beigemischter Spezialreiniger und rotierende Bürsten lösen die träge Masse. Weil die Kaugummi-Entfernungs-Maschine nur bei Außentemperaturen über fünf Grad funktioniert, wird der „Top Cleaner“ erst wieder nach Ostern im Einsatz sein – „natürlich auch auf der Kortumstraße“, kündigt Denhard an.

Immerhin 1000 klebrige Hinterlassenschaften verschwinden pro Schicht im USB-Cleaner. Gleichwohl reicht dieses Pensum gerade einmal aus, um während der warmen Jahreszeit einmal die komplette Innenstadt zu entflecken. Kaum ist der Reiniger fort, wird der Fleckenteppich neu bestückt. Ein Schicksal, das auch der „neuen“ Kortumstraße bevorsteht.

Kontrollen verstärken - Ein Kommentar von Jürgen Stahl 

Wer glaubt, Kaugummiflecken oder Kippen seien für die meisten Bürger allenfalls kleinere Ärgernisse, irrt. Für viele Bochumer ist es nicht zuletzt die Sauberkeit, die ihre Stadt lebens- und liebenswert macht. Das betrifft das direkte Umfeld. Das erstreckt sich aber auch auf die Innenstadt, die als Einkaufs- und Bummelmeile besonderes Augenmerk genießt.

So erbärmlich die Ex-und-hopp-Mentalität der scheinbar unbelehrbaren Umweltfrevler ist, so schwierig es ist, den Übeltätern habhaft zu werden: Die Stadt darf vor der alltäglichen Verschmutzung unserer Straßen und Plätze nicht kapitulieren. Es reicht nicht, Bußgelder anzudrohen. Es muss auch regelmäßige, für jeden sichtbare Kontrollen geben. Das Ordnungsamt ist gefordert, den Außendienst zu verstärken. Wer meint, keine Strafen befürchten zu müssen, wird sein Kaugummi oder seine Kippe auch künftig achtlos wegwerfen.