Bochum. Der Regionalverband Ruhr sagt voraus: Bis 2034 fehlen Bochum 54,7 ha Gewerbe- und Industriefläche. Die Verwaltung schlägt vor, Freiräume umzuwandeln.

Bald rollen die Bagger. 240 000 Quadratmeter sollen sie allein im ersten Bauabschnitt auf dem Gelände des ehemaligen Opel-Werks 1 freilegen, wo Werkshallen abgerissen und Fundamente aus dem Boden gegraben werden. Dort und auf der restlichen, knapp 500 000 Quadratmeter großen Fläche des neuerdings „Mark 51°7“ genannten Areals entsteht neues Gewerbe.

Auf 175,7 Hektar taxiert der Regionalverband Ruhr die Reserven Bochums für Gewerbeansiedlungen – inklusive der 70 Hektar auf „Mark 51°7“ und etlichen weiteren Hektar des stillgelegten Outokumpu-Stahlwerks in Stahlhausen. Reichlich Platz – eigentlich; aber nach Einschätzung von Experten nicht genug.

Der RVR beziffert Bochums Flächenbedarf für Gewerbe- und Industrieansiedlungen bis 2034 auf 230,4 ha – 54,7 ha mehr als vorhanden sind. Und: Ein Großteil der Reserve hat Restriktionen wie schwierige Eigentumsverhältnisse und/oder Altlasten, die eine Erschließung erschweren oder wirtschaftlich unattraktiv machen. „Der Anteil restriktionsbelasteter Flächenpotenziale liegt in Bochum im Vergleich zur Metropole Ruhr exorbitant hoch“, heißt es in einer Gewerbeflächeanalyse. Und: Schon bislang habe die „eingeschränkte Verfügbarkeit von vermarktbaren Flächen“ dazu geführt, dass die Stadt „mit ihrer wirtschaftlichen Entwicklung hinter ihren Möglichkeiten zurück geblieben ist.“ Vor allem mit Flächen, die größer als zwei Hektar sind.

Gewerbeflächen Bochum und Metropole Ruhr
Gewerbeflächen Bochum und Metropole Ruhr © WNM | WNM

Während die gesamte Gewerbefläche der Metropole Ruhr zwischen 2005 und 2013 um 1080 Hektar gestiegen ist, ging sie in Bochum im gleichen Zeitraum zurück (Grafik). Nutzungsrestriktionen abzubauen und bisherige Freiräume zu erschließen, sei daher unerlässlich, heißt es in einer Verwaltungsvorlage für die jüngste Ratssitzung. Beifall bekommt die Verwaltung dafür von der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet. Sie liege damit „völlig richtig“, so IHK-Sprecher Jörg A. Linden. Und er mahnt an, die Wirtschaft müsse bei der Entwicklung neuer Flächen beteiligt werden.

Konflikte auf im Stadtrat

Dabei sind Konflikte programmiert. Einerseits beklagen Naturschützer und die Landwirtschaft längst den Flächenfraß, andererseits meldet auch die Bauwirtschaft Flächenbedarf an. Und in der Politik bahnt sich womöglich auch eine heftige Debatte an. Eigentlich sollte besagte Vorlage, in der gefordert wird, dass „neue Flächen im Freiraum aktiviert werden müssen“, bereits am vergangenen Donnerstag im Rat beschlossen werden. Die Fraktion der Grünen aber meldete Beratungsbedarf an, obwohl das Papier seit vier Wochen bekannt ist. Sie muss sich nun bis zur nächsten Ratssitzung am 28. April positionieren, ob und wie viel Grün sie preisgeben will.