Bochum. . Die Bochumer Tiemeyer-Gruppe, eine der größten deutschen Auto-Handelsgruppen, hat gute Zahlen vorgelegt: Der Umsatz stieg auf 464 Millionen Euro.

Unbeschadet der VW-Abgasaffäre setzt eine der größten deutschen Automobil-Handelsgruppen offenbar seinen eingeschlagenen Expansionskurs unbeirrt fort. Von weiterhin positiven Verkaufszahlen war bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2014/15 der Tiemeyer-Gruppe die Rede.

Bis Ende August 2015, also vor Bekanntwerden der Manipulation von Dieselmotoren des Typs EA 189 durch VW, hatte die Gruppe ihren Umsatz um mehr als 21 Prozent auf 464 Millionen Euro gesteigert; u.a. durch Zukäufe der Sieland-Autohäuser in Gelsenkirchen sowie einer Mehrheitsbeteiligung am WH-Autozentrum. „Wir haben erstmals die 400- Millionen-Euro-Mauer durchbrochen“, berichtet Inhaber und Geschäftsführer Heinz-Dieter Tiemeyer stolz. Auch künftig sei die Strategie auf ein „gesundes Wachstum“ ausgelegt.

Schadensbegrenzung hat vorrang

Vorerst aber ist auch Schadensbegrenzung angesagt. Mit der manipulierten Software habe der Konzern dem Handel „eine schwierige Aufgabe gestellt“, es müsse Vertrauen zurückgewonnen werden. 300 Schreiben mit der Aufforderung zum Verzicht der Verjährungseinrede sind bei Tiemeyer eingegangen. Außerdem sind nach dem ersten gewonnenen Prozess vor dem Landgericht Bochum gegen einen Kunden, der seinen VW Tiguan zurückgeben wollte, noch zwei weitere Gerichtsverfahren anhängig, in denen der Abgasskandal eine Rolle spielt.

Betroffen von der manipulierten Software an Diesel-Motoren sind 13.000 bei Tiemeyer gekaufte Fahrzeuge. Bis Ende des Jahres sollen sie alle umgerüstet sein. Acht weitere Monteure wurden eingestellt, in Absprache mit dem Betriebsrat werde notfalls täglich bis 22 Uhr gearbeitet, um das Pensum zu schaffen. Die ersten Fahrzeuge vom Modell Amarok seien bereits umgerüstet worden. Weitere Modelle folgen. Bei der 1,2 Liter- und der 2,0 Liter-Maschine reiche ein Softwareupdate, das 1,6 Liter-Aggregat erhalte noch einen Strömungsgleichrichter. Maximal 45 Minuten dauere diese Umrüstung.

Bundesamt schreibt Kfz-Besitzer an

Betroffene Besitzer von VW-Dieselfahrzeugen werden vom Kraftfahrbundesamt angeschrieben und aufgefordert, sich an einen Händler zu wenden. Tiemeyer: „Wir sind nur das ausführende Organ.“ Im Juni beginne das Update der 1,2 Liter-Motoren, im Juli das der 2,0 Liter-Motoren. Sämtliche Kosten des Updates trage der Konzern.

7202 verkaufte Neuwagen von VW, Audi und Seat bedeuten für die Tiemeyer-Gruppe ein dickes Plus gegenüber 2013/14 (6207) und einen Marktanteil von 30 Prozent. Auch bei den Gebrauchtwagen gab es einen starken Zuwachs: 14 598 verkaufte Fahrzeuge (12 224) sorgten für einen Umsatz von 223 Millionen Euro. Der Handel mit „den Gebrauchten“ ist die wichtigste Ertragssäule des Unternehmens mit seinen 830 Beschäftigten.

Co-Geschäftsführer Michael Evers kündigte an, dass das erfolgreiche begonnen Projekt einer eigenen Tiemeyer-Berufsschulklasse für kaufmännische Azubis fortgesetzt werde. Demnächst soll es eine solche Klasse auch für gewerbliche-technische Azubis geben. 155 junge Frauen und Männer werden insgesamt ausgebildet.