Bochum-Langendreer. Nach 60 Jahren treffen sich ehemalige Kameraden der Volksschule wieder. Damals hatten sie mit den Entbehrungen der Nachkriegszeit zu kämpfen.

Bochum in der Nachkriegszeit: Nichts ist wie vorher, die Stadt verwüstet, die großen Industriebetriebe zerbombt – und auch der alte Langendreerer Güterbahnhof war vollkommen zerstört. „Der war unser Spielplatz“, erinnert sich Adolf Schwarz. Beim Klassentreffen der alten Volksschule Oberstraße, Jahrgang ‘47, gedachte er gemeinsam mit 21 Klassenkameraden der alten Zeiten – an eine Kindheit auf Trümmern und eine Jugend im Wiederaufbau.

„Wir haben nichts vermisst, aber unser Bedarf wurde ja auch gar nicht geweckt“, sagt Schwarz. In der Schule habe man auf Zeitungspapier geschrieben, weil nichts anderes da war, und das Schulgebäude mussten sich die katholischen Volksschüler mit den evangelischen teilen – was damals noch etwas bedeutet hat.

Schillernde Figuren

„Wir haben uns abgewechselt, deshalb hatten wir auch manchmal am Nachmittag Unterricht“, erzählt Schwarz. Auch eine Turnhalle gab’s noch nicht: „Im Winter gab es keinen Sportunterricht und im Sommer haben wir draußen geturnt.“ Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb: „Im Nachhinein war’s gar nicht so schlimm. Es war eine schöne Zeit“, findet er.

Nicht zuletzt deshalb, weil der Weg der jungen Schüler durch dieses besondere Stück Bochumer Geschichte von schillernden Figuren begleitet wurde, die alles taten, um ihren Schützlingen eine schöne Kindheit zu ermöglichen. Zu nennen wäre zum Beispiel Pastor Gerd Maashänser: Nachdem der Langendreerer Priester Krieg und Konzentrationslager überlebt hatte, organisierte er Jugendfreizeiten und -fahrten. „Bei der Fahrt ins Sauerland, da haben wir auf Feldbetten geschlafen“, schwärmt Rosemarie Schellenberg noch heute.

Unterschiedliche Wege

Nicht zu vergessen: Marie Koch, die die Volksschüler bis zur dritten Klasse unterrichtet hat. „Fräulein Koch“, wie sie damals für ihre Kinder hieß, hat es sogar auch zum Klassentreffen geschafft. Nachdem sie kurz vor Kriegsende ihr Abitur geschafft hatte, entschloss sie sich, auf Lehramt zu studieren – einfach deshalb, weil es einer der ersten Studiengänge war, der nach dem Krieg gestartet ist. Später ging sie nach Aachen, um zu unterrichten, noch später wurde sie Psychotherapeutin.

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Nach vielen Jahren seine alten Weggefährten und Klassenkameraden wieder zu treffen, das ist nicht selten eine emotionale Angelegenheit. Erinnerungen an vergangene Zeiten werden wach, manche Anekdote führt zu Lachern oder rührt zu Tränen.

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Und auch ihre Schüler gingen ganz unterschiedliche Wege: Manche zogen fort, andere machten ihr Abitur und studierten, viele gingen „zum Pütt“. „Zuerst dachte ich mir: Es wird das größte Kunststück, sich an alle zu erinnern“, gesteht „Fräulein Koch“. „Aber je länger man dem einzelnen gegenüber sitzt, desto mehr fällt mir wieder ein.“