Bochum-Dahlhausen. Bei einer Bürgerversammlung in der rappelvollen Gaststätte Heinrichsbauer geht die Diskussion um die Pontonbrücke in die nächste Runde.

„Wenn ich wüsste, wie es ging, wären wir heute nicht hier.“ Ehrliche Worte von Stadtbaurat Markus Bradtke, die verdeutlichen, mit welch vielschichtiger Problematik Verwaltung, Lokalpolitik und Bürger beim Thema „Pontonbrücke“ konfrontiert sind.

Dicke Luft herrscht bei einer Bürgerversammlung des SPD-Ortsvereins Dahlhausen – geleitet vom Vorsitzenden Helmut Börger – eher aufgrund des überfüllten Saals. Mehr als 80 Interessierte diskutieren über zwei Stunden lang konstruktiv in der Gaststätte Heinrichsbauer.

Klar ist: Eine Vollsperrung der Verbindung zwischen Bochum und Hattingen für den motorisierten Verkehr über die Bauarbeiten an der Lewackerstraße hinaus soll möglichst verhindert werden.

Höhenbegrenzung im Gespräch

Da eine zufriedenstellende Lösung bislang fehlt, regte das Tiefbauamt eine Bürgerbeteiligung an (die WAZ berichtete). „Rund 30 Vorschläge sind eingegangen, einige äußerst ausgefuchst“, lobt Bradtke.

Hoch im Kurs steht eine „Höhenbegrenzung“, die ein Gast konkretisierte: „Man könnte diese vorziehen und seitlich der Brücke anbringen. Dann gäbe es auch kein Problem mit dem Bahnübergang.“ Eine verstellbare Höhenschranke könnte zudem Rettungsdiensten eine Durchfahrt ermöglichen.

Dichtes Gedränge herrschte bei einer Bürgerversammlung der SPD Dahlhausen in der Gaststätte Heinrichsbauer.
Dichtes Gedränge herrschte bei einer Bürgerversammlung der SPD Dahlhausen in der Gaststätte Heinrichsbauer. © FUNKE Foto Services / Olaf Ziegler

Notlösung: Schrankenwärter

Besucher Alfred Heinbuch, der bereits die Idee einer „Lego-Brücke“ ins Spiel gebracht hatte, forderte eine bessere Beschilderung, um Lkw-Fahrer frühzeitig zu warnen und Möglichkeiten zur Umkehr zu bieten: „Vorsatztaten einiger weniger dürfen die Allgemeinheit nicht beeinflussen“, sagte er und schlug gründlichere Kontrollen vor. Ein Bürger nannte „Schrankenwärter“ als Notlösung: „Das wäre besser als eine Vollsperrung und im Hinblick auf die vielen Umweg-Kilometer kostengünstiger.“

Favorisiert wird eine technische Lösung, etwa durch Scannen der Nummernschilder und einer automatischen Warnung, sollten die dazu passenden Fahrzeuge nicht den erlaubten Maßen (2,10 Meter Breite) und Gewicht (bis 2,8 Tonnen) entsprechen. Pragmatischer Plenumsvorschlag: „Eine Leitplanke in der Brückenmitte ziehen.“

Folgeprobleme durch Alternativrouten

Auch ein Vertreter der Ruhr-Uni diskutierte mit. Professor Justin Geistefeldt vom Lehrstuhl Verkehrswesen machte auf Folgeprobleme aufmerksam: „Alternativrouten können die etwa 4000 Fahrzeuge pro Tag nicht aufnehmen.“ Diese Zahl der Brückenquerer dürfe außerdem nicht steigen. „Das verkraften die vor- und nachgelagerten Straßen nicht.“ Dies könnte die Konsequenz aus einer „durch Eisenplatten verstärkten Brücke“ sein, so ein weiterer Bürgervorschlag, der zumindest das Gefahrenpotenzial mindern würde.

Eine Masterarbeit soll nun volkswirtschaftliche Konsequenzen für Bochum untersuchen, die eine Vollsperrung der Schwimmbrücke nach sich ziehen würde.

Hemmerling: „Bochum kann das nicht allein stemmen“ 

Ratsmitglied Klaus Hemmerling (SPD) appellierte an die Politik: „Essen und Hattingen müssen sich beteiligen, da sie genauso betroffen sind. Es kann nicht sein, dass Bochum alles allein stemmt.“ Dazu gehöre auch der Ennepe-Ruhr-Kreis, dem die Brücke zu großen Teilen gehöre.

Stadtbaurat Markus Bradtke fasste zusammen: „Vorrangiges Ziel ist der Erhalt der Brücke für alle Verkehrsarten.“ Die „große Lösung“, etwa ein kostenintensiver Neubau, werde Zeit in Anspruch nehmen. Daher konzentriere man sich nun auf eine praktikable Umsetzung. Er ermutigte erneut, weitere Ideen einzureichen. Mail an mbradtke@bochum.de

Bauarbeiten an der Lewackerstraße beginnen am 1. April 

Kein Aprilscherz: Die Bauarbeiten an der Lewackerstraße beginnen am 1. April. Um 10.30 Uhr erfolgt der Spatenstich für die über viele Jahre geplanten Umbauarbeiten der Lewackerstraße. Diese sind in sieben Bauabschnitte unterteilt und sollen voraussichtlich Ende März 2017 abgeschlossen sein. Da die Arbeiten auf gesamter Strecke erfolgen, wird eine Vollsperrung der Straße vorgenommen – nur die Anlieger bleiben davon ausgenommen.

In dieser Zeit wird auch die Pontonbrücke für den motorisierten Verkehr gesperrt sein. Fußgänger und Radfahrer können weiterhin passieren. Die Brücke wird nach Fertigstellung wieder freigegeben.