Bochum/Dahlhausen. Bürger sollen Vorschläge zur Neugestaltung des maroden Bauwerks einreichen. Auch die Ruhr-Uni ist gefragt. Erst Ende 2016 soll Entscheidung fallen.

Abriss? Sanierung? Neubau? Vollsperrung? Es sind dicke große Fragezeichen, die über der Sitzung der Bezirksvertretung Südwest hängen. Denn auf der Tagesordnung im gut gefüllten Amtshaus Weitmar steht einmal mehr die noch immer ungewisse Zukunft der maroden Pontonbrücke in Dahlhausen.

Die größte Überraschung: Die von der Stadtverwaltung zuvor favorisierte Komplettsperrung der Brücke scheint gar nicht mehr in Stein gemeißelt zu sein. „Ich persönlich bin mit meinem Latein am Ende“, sagt Christoph Matten vom Tiefbauamt sichtlich zerknirscht und regt eine Bürgerbeteiligung an. „Jeder, der eine Idee hat, kann uns seine Vorschläge gern zuschicken“, sagte er. „Vielleicht ist ein genialer Geistesblitz dabei.“

Um weiter nach konstruktiven (und bezahlbaren) Lösungen zu suchen, hat das Tiefbauamt zudem Kontakt mit Ingenieurwissenschaftlern der Ruhr-Uni aufgenommen. „Wir haben darum gebeten, dass die Studenten da drauf schauen und Ideen entwickeln“, sagt Matten. „Das bringt bestimmt frischen Wind ‘rein.“

Kuhmichel favorisiert „Sanierung im Bestand“

Einige Gäste sind bei der Sitzung dabei, denen Bezirksbürgermeister Marc Gräf etwas Redezeit einräumt. Darunter sein Amtskollege aus Burgaltendorf, Manfred Kuhmichel, der die Lage an der Ruhr mit ebenso großer Sorge verfolgt. „Ich schätze diese Brücke und würde sie sehr vermissen“, sagt der 72-jährige CDU-Politiker, der weiterhin „eine Sanierung im Bestand“ favorisiert und dafür viel Beifall von den Besuchern erhält. „Die Brücke muss vom Verkehr genutzt werden dürfen, mit Ausnahme von Lkw“, steht für ihn fest. „Deswegen müssen wir auch interkommunal arbeiten.“

Helmut Hollmann von der Stadt Hattingen hält die Brücke für „unverzichtbar“ und macht auf die Gefahren für die Umwelt aufmerksam, die entstehen würden, wenn die Autos wegen der Sperrung weite Umwege fahren müssten. „Dies gilt es unbedingt zu vermeiden.“ Irritiert zeigt er sich darüber, dass die Bochumer Stadtverwaltung wegen anstehender Bauarbeiten auf der Lewackerstraße eine zumindest temporäre Sperrung der Brücke angekündigt habe.

Vorschläge können bis Mitte Februar eingereicht werden

Hier hakt auch Manfred Kuhmichel ein: „Die Bauarbeiten dürfen nicht als Vorwand genutzt werden, um die Brücke dauerhaft dicht zu machen.“ Dem entgegnet Christoph Matten, dass eine Vollsperrung während der Baumaßnahme unumgänglich sei.

Bezirksvertreter Hans Neubauer (CDU) regt an, eine Höhenbegrenzung zu überlegen, die Bus- und Pkw-Verkehr zulässt, aber Lkw ausbremst. Solche Schranken könnten vor den Brückeneinfahrten aufgestellt werden. Matten sieht das kritisch: „Höhenbegrenzungen haben sich als relativ schwierig erwiesen.“

Bis Mitte Februar nimmt das Tiefbauamt die Vorschläge der Bürger entgegen. „Jeder Vorschlag wird genau geprüft und beantwortet“, verspricht Marc Gräf. Bis nach der Sommerpause will man die Ergebnisse sondieren, eine endgültige Entscheidung werde aber nicht vor Ende 2016 fallen.

Erste Vorschläge liegen bereits vor

Bereits während der Sitzung melden sich die ersten Bürger mit Vorschlägen zu Wort: So könne etwa ein neuer Kreisverkehr entstehen, um den Verkehr am Flussufer zu entlasten. Oder eine neue Brücke könne direkt neben der alten gebaut werden. „Die Kosten wären natürlich enorm“, sieht ein Bürger ein. Außerdem müsse der Verkehrsfluss in Dahlhausen verbessert werden.

Die „Stadtgestalter“ regen an, die Brücke 600 Meter flussabwärts auf Höhe des Bahnhofs Dahlhausen zu versetzen. Auf diese Weise könne über die Brücke der Springorum-Radweg direkt an den Ruhrtal-Radweg angebunden werden. „So schafft die versetzte Schwimmbrücke am neuen Ort für Fußgänger und Radfahrer eine neue Verkehrsverbindung“, heißt es.