Ümminger See: Aus einem alten Klärteich wurde ein Grüngebiet
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Bochum. Der Ümminger See entstand Ende der 1970er Jahre im Zuge der Neugestaltung einer alten Bergbaufläche. Die Kohle ging, die Naherholung kam.
Ein bekanntes Ausflugsziel im Bochumer Osten ist der Ümminger See. Er liegt, typisch fürs Ruhrgebiet, eingeklemmt zwischen Autobahn (A 43), der B 226/Wittener Straße, einem Gewerbegebiet und der Bahnstrecke Essen-Langendreer.
Schön grün ist es hier, aber seine industriellen Wurzeln kann der etwa 10 Hektar große See nicht verleugnen. Tatsächlich geht seine Entstehung auf den Bergbau in Langendreer zurück. Einst befanden sich hier die Klärteiche der Zeche Robert Müser.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Schon im Mittelalter gab es zwei Mühlenteiche
Die Gewässergeschichte im ehemaligen Dorf Ümmingen reicht allerdings weiter als die Industriegeschichte zurück. Im Mittelalter entstanden als Vorläufer des Sees an der Mühle des Hofes Schulte-Suntum zwei Mühlenteiche. Mit den ersten Aktivitäten der Zeche Vollmond begann aber bereits im frühen 19. Jahrhundert deren Verunreinigung mit Grubenwasser.
Das Klären der mit Salz, Mineralien und Abbaurückständen verunreinigten Grubenwässer war für jedes Bergwerk eine zentrale Aufgabe – schließlich sollte das Grubenwasser so „sauber“ wie möglich zurück in den Naturkreislauf gelangen. Also legte man Absetzteiche an.
Zechen nutzten die Klärteiche
Die alten Zechen Vollmond, Colonia, Mansfeld und Robert Müser nutzten diese Klärteiche und Kohleabsetzbecken im Bereich des heutigen Ümminger Sees. Mit Schließung der Zentralschachtanlage Robert Müser, die als letzte übrig geblieben war, wurde der große, schwarze Absetzteich 1968 überflüssig. Die Gegend fiel brach, eine Überplanung ließ auf sich warten.
Erst ab 1976 wurde die Bergbau-Anlage durch Ausgrabung sowie Ufer- und Seebodenbefestigung zum Naherholungsgebiet. Damals entstanden u.a. der Kemnader See; auch die Grummer und die Harpener Teiche wurden projektiert. Nach dem Wegfall der Montanindustrie setzte Bochum stark auf den Freizeitaspekt; auch wollte die Stadt insgesamt grüner werden. So gesehen, steht der Ümminger See symbolisch auch für den Strukturwandel im Ruhrgebiet.
Abwässer aus Langendreer/Werne
Gleichwohl hat er einen technischen Aspekt beibehalten, auch wenn der heute nicht mehr so auffällig ist wie einst an den schwarzen Klärteichen. Denn wie an den Harpener Teichen gehört zu den gegenwärtigen Funktionen auch des Ümminger Sees die Klärung der Abwässer aus Langendreer und Werne, die (vor allem bei Starkregen ) durch den Harpener Bach zugeführt werden.
Der Harpener fließt am Seesüdufer in den Langendreerbach, zusammen bilden sie den betonierten Oelbach, der kurz darauf eine Kläranlage durchquert, um dann in den Kemnader See unterhalb der Ruhr-Uni zu münden.
Das Areal am Ümminger See hat sich in fast 40 Jahren zu einem gut genutzten und beliebten Erholungsgebiet entwickelt, es bietet Wege rund um den See, dazu Spiel- und Sportmöglichkeiten. Auch wenn an manchen Tagen ein gewisser „Klärgeruch“ auch heute noch in der Luft hängt.
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