Bochum.. Das 1964 eröffnete Einkaufszentrum in Harpen war das zweite seiner Art in Deutschland. Der Investor und das Konzept stammten aus den USA.

„Komm’, wir fahren in den Ruhr-Park!“ – Wohl jeder Bochumer hat mindestens einmal im Leben diesen Satz gesagt. Oder ihn gehört, von den Eltern beispielsweise. Es gibt noch viele ehemalige Knirpse, die sich gut daran erinnern, wie es war, damals in den 60er Jahren, als mit der Familienkutsche der Ausflug in die schöne neue Einkaufswelt gewagt wurde.

Anfangs war das wirklich eine Art Abenteuer: Als der Ruhr-Park am 14. November 1964 in Harpen eröffnet wurde, war er nach dem Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach überhaupt erst das zweite Einkaufszentrum in Deutschland.

Bochum war eine Stadt im Umbruch

Bochum anno 1964, das war – vielleicht stärker noch als heute – eine Stadt im Umbruch. Kohle und Stahl hatten nicht mehr wirklich Zukunft, Großschachtanlagen waren reihenweise geschlossen worden, dafür waren die Graetz-Werke und Opel gekommen, und die Eröffnung der Ruhr-Uni stand kurz bevor.

Bochum hatte damals Bock auf Zukunft. Und die Zukunft hieß auch: Auto, Freizeit, Konsum. Wie überall in der aufstrebenden Wirtschaftswunderrepublik.

Ruhr-Park punktet mit kostenlosen Parkplätzen

So gesehen, passte ein riesiges, über Bochum hinausstrahlendes Einkaufszentrum auf der grünen Wiese perfekt in die Zeit. Weiträumig, autogerecht, einkaufsgerecht: Anfangs wirkte der Ruhr-Park, sieht man sich die alten Bilder an, fast noch beschaulich. Nicht überfüllt, übersichtlich, aber die Parkplätze immer voll!

Denn die Ladenstraße bot Raum zum Bummeln und Einkaufen („shoppen“ hieß das auf einmal), während Ford Taunus, Opel Kadett und VW Käfer draußen bleiben mussten. Kostenloses Parken war und ist ein Trumpf, mit dem der Ruhr-Park bei der Kundschaft punktet.

Zu Beginn verfügte das Center über 24.000 m² Mietfläche, die teils für Großkaufhäuser (Quelle, Sinn, Woolworth), teils für kleinere Fachgeschäfte zur Verfügung standen. 250.000 Quadratmeter maß allein das zur Verfügung gestellte Grundstück. Es entsprach dem damaligen Denken im großen Stil, das wie der Gründer des Ruhr-Park, der Investor Edward J. Roberts, aus den USA importiert worden war.

Quelle, C & A und Woolworth

Im Stil der auf die individuelle Mobilität setzenden 1960er Jahre war der Ruhr-Park auf die Anreise by car zugeschnitten und deshalb am Kreuzungspunkt zweier Verkehrsachsen (Ruhrschnellweg/A  43) positioniert worden. Das weithin sichtbare Schild mit den acht weißen Buchstaben R U H R P A R K auf sechseckigem, blauen Grund kannte einst jeder.

Der Aufbau des Centers folgte dem „Knochen-Prinzip“: zwei sich kreuzenden Ladenstraßen für Fußgänger (Malls), wobei an zwei Enden ein Quelle-Warenhaus und ein C&A-Bekleidungskaufhaus angesiedelt waren. Weitere Leitbetriebe waren ein Lebensmittel-Supermarkt und ein „Kleinpreiswarenhaus“ (Woolworth).

Kleine Fachgeschäfte profitierten vom Kundenstrom

Dazwischen befanden sich Fachgeschäfte und Dienstleister, die vom Kundenstrom in die „Magnetbetriebe“ profitierten. Der Erfolg war durchschlagend und sollte dem im Ruhrgebiet zunächst noch fremden Shopping-Konzept alsbald Recht geben.

Eine Erfolgsstory, die bis heute anhält: Täglich strömen bis zu 50.000 Besucher in die kleine Stadt in der Stadt und machen den Ruhr-Park mit seinen 157 Geschäften zu einem der belebtesten Einkaufszentren des Ruhrgebiets.