Stiepel. . Predigten in Lutherhaus und Dorfkirche Stiepel nur noch im Wechsel. Evangelische Gemeindemitglieder protestieren. Presbyterium: „Alternativlos“.

Die neue Gottesdienstordnung in der evangelischen Kirche Stiepel stößt auf geteiltes Echo. Während Pfarrer und Presbyterium das Vorgehen für alternativlos halten, glauben viele Gemeindemitglieder nicht daran, dass das neue Konzept mit Gottesdiensten entweder im Lutherhaus oder in der Dorfkirche aufgehen kann. Bislang gab es parallele Gottesdienste am Sonntagmorgen, die nun aber Geschichte sein sollen.

„Das ist Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich“, sagte dazu gestern ein Gemeindemitglied kurz nach dem Gottesdienst im Lutherhaus. Und: „Es ist vornehme Aufgabe eines Pfarrers, sonntags den Gottesdienst zu gestalten; nichts anderes. Wer die Gemeinde zusammenwachsen lassen möchte, sollte sich andere Strategien überlegen.“ Inzwischen liegen auch mehrere Protestbriefe vor, die einen ähnlichen Tenor aufgreifen.

Kirchenkreis verlangt Prüfung nach einem Jahr

Pfarrer Ortwin Pfläging betont hingegen: „Wenn eine Gemeinde zusammenwachsen soll, so wird dies am besten gelingen, wenn sie im gemeinsamen Gottesdienst erfahren kann, im Heiligen Geist zusammen zu gehören.“ An geraden Sonntagen – in Anlehnung an die Kalenderwoche – findet daher jetzt um 10 Uhr der Gottesdienst in der Dorfkirche statt, im Lutherhaus an ungeraden. Daran schließt sich jeweils der Kindergottesdienst an. Der Vorstand des evangelischen Kirchenkreises Bochum hat diesen Beschluss des Presbyteriums unter dem Vorbehalt genehmigt, dass nach einem Jahr die neue Regelung überprüft und eventuell geändert wird.

Kirchmeister Wolfgang Horneck (2. v. rechts) spricht nach dem Gottedienst im Lutherhaus im Kirchencafé mit Gemeindemitgliedern.
Kirchmeister Wolfgang Horneck (2. v. rechts) spricht nach dem Gottedienst im Lutherhaus im Kirchencafé mit Gemeindemitgliedern. © Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Serv

Hauptverantwortlich für die neue Gottesdienstordnung seien indes die Einsatzmöglichkeiten der Pfarrer gewesen, wie Kirchmeister Wolfgang Horneck schildert. „Vor zehn Jahren hatten wir fünf Pfarrer bei drei Pfarrstellen und zwei Predigtstätten. Jetzt haben wir nur noch zwei Pfarrer, die Arbeit ist aber nicht weniger geworden.“ Daher mussten bisher für gut ein Drittel der Gottesdienste Vertretungen organisiert werden. Ein Zustand, der nun der Vergangenheit angehören soll. „Die Aufgabe eines Pfarrer besteht eben nicht nur aus der Gestaltung von Gottesdiensten. Hinzu kommen noch Sterbefälle, Hausbesuche, Konfirmandenunterricht, Fahrten und mehr. Verwaltungstätigkeiten im Hintergrund sieht man kaum. Urlaub und freie Wochenenden, die auch ein Pfarrer haben muss, noch nicht eingerechnet. Wir kommen also nicht umhin, uns einzuschränken“, sagt Horneck.

Drei Termine am nächsten Wochenende

Allein am nächsten Wochenende stehen drei Termine in der evangelischen Kirche Stiepel auf dem Programm. Am Samstag findet ab 8.30 Uhr die Gemeinde-Radtour
statt.

Zum Familiengottesdienst mit dem Kindergarten „Starke Mäuse“ bittet die Gemeinde am Sonntag um 11 Uhr in die Dorfkirche. „Advent auf See“ mit dem Shanty-Chor Bochum heißt es am gleichen Tag um 16 Uhr im Lutherhaus.

„Mit dieser Gottesdienstordnung eröffnet das Presbyterium der Gemeinde auch die Möglichkeit, Gottesdienste mit anderen Formen und an anderen Zeiten zu feiern und so Menschen zu erreichen, die durch die traditionellen Zeiten und Formen nicht mehr erreicht werden können“, erwähnt Ortwin Pfläging eine andere, aus seiner Sicht positive Seite der Situation. „Denn durch die neue Gottesdienstordnung erhalten diejenigen, die die Gottesdienste leiten und gestalten, wieder mehr, dringend notwendige Spielräume, um das Wort Gottes noch weitreichender zu verkünden.“ Wann und wo solche alternativen Gottesdienste gefeiert werden sollen, sei aber noch offen.