Bochum. . Wiemelhausener Trinkhalle vereint alle Kiosk-Klassiker auf engstem Raum. Fensterverkauf seit zehn Jahren. Nicht nur Stammkunden freut dies.

Das Verkaufsfenster besteht zur Hälfte aus kräftig bunten „Bömskes-Boxen“. Hier gibt es alles, was das Kinderherz begehrt, von Salinos, über saure Stangen bis zu Salzstangen. Links am Rande des Fensters findet sich eine beachtliche Auswahl an Filterhülsen – vorzugsweise im 200er „Sparpack“, darunter stehen handliche Flachmänner.

Das „Gesetz zum Schutz der Jugend in der Öffentlichkeit“ und die Ansage „Alkohol und Zigaretten erst ab 18“ teilen die Genussmittel strikt in zwei Zielgruppen. Ein Schild mit „Trinkhalle“ prangt groß über der Durchreiche und Trinkhalle in Reinkultur steckt drin bei Frank Kolbe an der Brenscheder Straße 42.

Meister des fröhlichen Small Talks

Inhaber und Sortiment stehen für alles, was einen Kiosk ausmacht. Zig Zigarettensorten, Bier für 1,15 Euro pro Pulle, Klümpchen-Klassiker und Lesestoff vom Klatschmagazin, über Tageszeitungen hin zum Kinderheft. Natürlich dürfen auch Sammelbilder nicht fehlen, die Fußball-EM 2016 steht schon im Regal.

Kolbe (44) selbst ist sozusagen ein Meister des fröhlichen Small Talks: „Bleib anständig“, ruft ihm ein älterer Kunde beim Weggehen zum Abschied zu. „Immer, weißt du doch“, erwidert der Ur-Wiemelhausener mit einem ehrlichen Lächeln und wendet sich seinem nächsten Gast zu: „Was darf‘s denn sein, junge Frau?“

Was wohl? „Bonbons!“ Kolbe hilft bei der Wahl: „Cola-Flaschen? Saure Gurken? Oder vielleicht Schlümpfe?“ Während er die Tüte langsam füllt, bleibt er die Ruhe selbst. Genau das schätzt Reinhard Lerche (78) so am Kolbe-Kiosk: „Ich habe in der Verwandtschaft zwei Ehepaare mit jeweils sechs Kindern. Oft lasse ich zwölf Tüten für je einen Euro mit Bömskes für die Kinder füllen und habe nie auch nur den Ansatz von Unruhe bei ihm gespürt.“

"Wichtig für unser Viertel"

Immer freundlich, „sonntags, nach der Kirche, holt man sich schnell noch eine Zeitung. Genau so stelle ich mir einen Kiosk vor, für unser Viertel ist das enorm wichtig“, so der langjährige Stammkunde. Für den Inhaber ist das selbstverständlich: „Ich bin hier groß geworden. Man kennt sich im Stadtteil und natürlich kenne ich meine Kunden“. Entsprechend reicht es auch, „die Roten für sechs“ zu bestellen – Kolbe weiß Bescheid. Auch mit der Order „beides“ kann er arbeiten.

Im Januar feierte er sein zehnjähriges Jubiläum und ist zufrieden mit dem Geschäft: „Meine Mutter war hier schon bei der Vorbesitzerin angestellt, so habe ich erfahren, dass der Kiosk zum Verkauf stand.“ Damit scheint der gelernte Einzelhandelskaufmann seine Berufung gefunden zu haben. Ob für die Concordia aus Wiemelhausen der nächste Aufstieg vielleicht zu früh käme, sorgt sich ein Gast: „Ach, wieso denn? Wenn’s möglich ist, sollen sie ihn mitnehmen“, beruhigt Kolbe, früher selbst für den Landesligisten aktiv.

Rund-um-Service im Zentrum Wiemelhausens

Im Hinterzimmer, das nicht viel größer ist als der winzige Verkaufsraum samt Durchreiche zur Straße hin, lagern die Vorbestellungen der Stammkunden. Eine imposante Zettelwirtschaft gibt einen groben Eindruck, wie viele es sein müssen. Spezialwünsche inklusive: „Ich frag immer bei meinen Lieferanten nach, egal ob Zeitung oder ausgefallene Zigarillo-Marke. Darum geht’s ja schließlich.“

Und sollte tatsächlich doch mal etwas fehlen, gibt Kolbe fix einen Tipp, wo man es im Umkreis versuchen könnte. Das ist wirklich ein Rund-um-Service im Zentrum Wiemelhausens.