Bochum. . Der „Schlemmertempel“ an der Hattinger Straße in Bochum-Linden vereint das Beste aus Kiosk und Imbissbude. Mutter-Tochter-Team bringt Leben in die Bude.

Kippen? Klar. Kaltes Getränk? Warum nicht. Klümpchen nicht vergessen. Noch ein kurzer „Kiosk-Schwatz“, und schon dreht der Kunde sich um, geht drei Schritte von Theke zu Theke und empfängt auf der anderen Seite ein frisch zubereitetes Essen. So einfach kann es sein, wenn man Bude und Imbiss verbindet, wie es der „Schlemmertempel“ in Linden seit dem Jahr 2000 vormacht.

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Das Kombi-Konzept habe sich „ergeben“, erzählt Inhaberin Petra Nothoff: „Einen Imbiss gab’s hier schon sehr lange. Bei der Übernahme wurde uns mitgeteilt, dass wir Gästetoiletten anbauen müssten, falls wir den Sitzbereich weiter nutzen möchten.“ Die Inhaberin entschied sich für einen anderen Ansatz, warf Tische und Stühle hinaus und stellte an deren Stelle Zeitungsregal, Süßigkeitenwände, Eistruhe und Kühlschrank. Seitdem schlägt der Schlemmertempel zwei Fliegen mit einer Klappe: „Die beiden Angebote ergänzen sich einfach perfekt, denn das reine Kiosk-Geschäft hat sich in den letzten Jahren total verändert.“

Stand sie anfangs um 5 Uhr in der Hattinger Straße 609, um Brötchen zu schmieren, verzichtet Nothoff heute darauf: „Es hat sich nicht gelohnt, so früh für drei Brötchen und zwei Schachteln Zigaretten aufzumachen. Preislich kann man z.B. auch nicht mit den Frühstücksangeboten von Tankstellen mithalten.“ Dass in unmittelbarer Nähe gerade eine solche entsteht, sieht die 53-Jährige mit einem besorgten Auge: „Klar könnte das Konkurrenz geben.“

Currywurst besteht WDR-Check

Allerdings: Nothoff verfügt über einen familiären Joker. Tochter Sarah, gelernte Restaurantfachfrau, sorgt seit vier Jahren für das kulinarische Plus, das jeder Tankstelle abgeht: „Ich habe lange in der Küche gearbeitet und den Anspruch, alles frisch zuzubereiten, auch wenn das ein ziemlicher Aufwand ist.“ Half die 27-Jährige anfangs noch aus, „weil ich wegen der vielen Arbeit nicht gehen durfte, möchte ich jetzt nicht mehr weg“, erzählt sie lachend. Neben gut-bürgerlicher, deutsch-holländischer Küche, hat Sarah Nothoff einen täglich wechselnden Mittagstisch etabliert: „Wir haben viele Stammkunden, z.B. Handwerker, die dankbar sind, nicht jeden Tag nur Currywurst-Pommes auf dem Teller zu haben.“ Dabei muss sich genau diese keinesfalls verstecken: Beim WDR-Currywurst Derby mit Starkoch Nelson Müller holte ihre Version des Klassikers 19 von 20 möglichen Punkten – frische Zutaten zahlen sich eben aus.

Eins ändert jedoch auch der zusätzliche Imbiss nicht, weiß Mutter Petra: „Das ‚Klischee-Kiosk‘, wie man es im Ruhrgebiet kennt, wird hier gelebt. Wenn unsere Kunden parken, legen wir schon die entsprechende Zigarettenmarke heraus.“ Viele blieben noch ein paar Minuten – zum Quatschen: „Wir kennen teilweise ganze Lebensgeschichten. Die Leute erzählen von ihren Problemen, fragen aber auch immer, wie es uns geht.“ Einfach einzigartig, bestätigt Sarah: „Wenn wir mal kränkeln, werden uns schon mal Medikamente mitgebracht. Im Sommer gibt’s Eis oder Erdbeeren direkt vom Feld.“ Der Umgang ist eben noch ein anderer, hier im Pott, „anne Bude“.