Bochum. . Einen ganz anderen Zugang zur Fastenzeit zeigt eine Gruppe katholischer Frauen. Es geht um den Alltag und wie Barmherzigkeit heute gelebt werden kann.
Papst Franziskus hat ein „Heiliges Jahr“ der Barmherzigkeit ausgerufen. Die Gläubigen sollen sich in dieser Zeit verstärkt mit den Themen Gerechtigkeit und Nächstenliebe auseinandersetzen. Sie müssten ihr Gewissen prüfen, verstärkt über Armut und was sie bedeuten kann nachdenken, fordert das Oberhaupt der katholischen Kirche. Ein „Heiliges Jahr“ findet traditionell nur alle 25 Jahre statt, ist daher sicher etwas Außergewöhnliches.
Jedes Jahr zur Fastenzeit kommt hingegen die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) von St. Engelbert zusammen. Thema diesmal beim Einkehrtag an der Kassenberger Straße in Oberdahlhausen: „Barmherzigkeit“.
Dazu lesen die 45 Frauen – auch die kfd St. Michael aus Dahlhausen ist vertreten – Texte aus der Bibel in drei unterschiedlichen Gruppen, reden mit den Gemeindereferentinnen aus der Pfarrei darüber, wie die Heilige Schrift ausgelegt werden kann. „Für uns spielt dabei eine große Rolle, was Barmherzigkeit in der heutigen Zeit bedeutet“, schildert Marianne Dombrowsky (81) vom Seniorenkreis. Vor allem die Flüchtlingsarbeit rückt bei der Diskussion in den Fokus. „Die Gemeindemitglieder engagieren sich, sei es im Sprachunterricht, bei der Beschaffung von Wohnraum oder wenn es darum geht, Kinder im Kindergarten oder in der Schule zu integrieren.
Barmherzigkeit von innen heraus
Es ist aber wesentlich, dass sich die Barmherzigkeit von innen heraus, aus jedem Menschen ganz individuell entwickelt. Genau darum ging es schließlich auch Jesus in den Gleichnissen, die uns vorliegen“, betont Dombrowsky.
Für die kfd-Leiterinnen Margret Nentwig (75) und Margret Veutgen (75) ist ebenso wichtig, wie sich die Heilige Schrift in puncto Barmherzigkeit auf das Hier und Jetzt übertragen lässt. „Was bedeutet das für unsere Gemeinde?“, gilt daher auch als Kernfrage in den Gesprächsrunden.
Was die Fastenzeit jedoch für die drei Frauen ganz persönlich bedeutet, beantworten sie durchaus unterschiedlich. Nentwig legt Wert darauf, zwischen Aschermittwoch und Ostern an andere zu denken. „Ich rufe Leute an, mit denen ich sonst weniger Kontakt habe, oder besuche sie sogar.“ Ein kleiner Beitrag, der große Freude machen kann, wie sie dabei feststellt.
Intensive Phase
Margret Veutgen nimmt die heiligen Messen, die besonderen Gottesdienste in dieser Phase des Kirchenjahres, intensiver wahr. Die Fastenzeit wird so zu einem Erlebnis auf geistlicher und geistiger Ebene. Denn einig sind sich alle drei darin, dass es im Alter schwieriger werde, bewusst zu verzichten. Sei es auf den Fernseher am Abend, oder den einen oder anderen Leckerbissen zwischendurch. „Man hat so seine Gewohnheiten“, sagt Dombrowsky. „Ich esse vielleicht eine Tafel Schokolade weniger. Aber ehrlich gesagt, bringt man auf diese Art und Weise doch nur Kindern die Fastenzeit näher.“
Vielmehr zählt dahingehend der kfd-Einkehrtag, aus dem die Frauen gestärkt in ihrem Glauben hinausgehen.