Das Archiv in St. Marien bietet seit zehn Jahren vielfältige Einblicke in die Geschichte und das Leben der Kirche. Feier am kommenden Sonntag.
Langendreer. Die Kirche St. Marien bildet nicht allein den geistlichen Mittelpunkt der katholischen Gemeinde am Alten Bahnhof. Mit dem im Turm eingerichteten Archiv ist sie auch ihr Erinnerungsort.
Das machen die wechselnden Ausstellungstafeln deutlich, die Gemeindearchivar Gerd Puzicha derzeit im Vorraum zur Kirche aufhängt und etwa alle sechs Wochen verändert. Aktuell heißt das Thema „Pfarrfest“ mit Bildern der Feier zum 120-jährigen Gemeindebestehen im Jahr 2011 und dem Pfarrfest von 2001.
Am kommenden Sonntag, 6. September, steht das Archiv selbst im Mittelpunkt. „Wir feiern unser zehnjähriges Bestehen in diesen Räumen, die wir in 2005 bezogen haben“, erklärt Puzicha, der schon damals der Archivar war. Die Feier beginnt mit einer Messe um 11.30 Uhr. Im Anschluss gibt es einen Umtrunk (ca. 12.30 Uhr). Bis 15 Uhr bleibt das Archiv geöffnet.
Wer zum Archiv hinauf will, muss allerdings ein wenig klettern: 35 enge Stufen geht es vom Haupteingang aus auf einer Wendeltreppe gut zwölf Meter hoch in den Turm, bevor sich das „Reich“ des pensionierten Lehrers mit drei Räumen auf über 100 Quadratmetern öffnet.
Gemeindechronik im Kirchturm
Schon die Treppe ist ein Erlebnis. Gerd Puzicha schildert dort die Geschichte der Gemeinde ab dem Jahr 9 nach Christus (Varusschlacht) in Schriftzügen und historischen Bildern. „Ohne den Aufstand der Germanen wäre das Christentum früher in Westfalen und somit auch in Langendreer verbreitet gewesen“, sagt er.
Weiter oben präsentiert Puzicha die Gemeindechronik: 1881 gründet sich die Marien-Gemeinde am Alten Bahnhof. Die Notkirche „St. Marien“ entsteht 1888, 1889 wurde sie geweiht. Seit 1895/96 gibt es die Pfarrei. Der Bau der ersten St.-Marien-Kirche folgt von 1900 bis 1902. Am 22. März 1945 wird die Kirche durch Bomben zerstört. Wiederaufbau ab 1950, Nutzung 1952, Neueinweihung 1955.
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65 verschiedene Bibeln
Das vielfältige Gemeindeleben steht im Archiv im Vordergrund. Das heißt: die Chronik zu den Gemeindevorständen, den Häusern und Einrichtungen (Kindergarten/Schwesternhaus). Hinzu kommen die Gemeindegruppen: Zum Beispiel die Kolpingfamilie, die KAB, die kfd, der Gemeindechor Cäcilia 1883 sowie die Messdienern und Pfadfinder. Dokumentiert ist all dies in alten Protokollbüchern, in Schriften, Zeitungsausschnitten sowie auf einigen Fotos.
Zeugnisse des Glaubens sind 65 verschiedene Bibeln sowie zahlreiche Gesangs- und Glaubensbücher seit den Anfängen der Gemeinde (1881). Fahnen, Priestergewänder, Messbücher und alte Versehgarnituren (für die Sterbesakramente) runden den Einblick in die Geschichte der Gemeinde ab.
„Die meisten Besucher suchen hier Jugenderinnerungen“, erklärt Archivar Gerd Puzicha. Die Mitglieder der Gemeindegruppen forschen meist nach Fotos und historischen Dokumenten. Ältere Langendreerer sind oft auf Spurensuche nach dem historischen Stadtteil. Im Archiv von St. Marien werden sie alle fündig.