Gerthe. So lange gehört Marianne Locher bereits der Katholischen Frauengemeinschaft Gerthe an. Diese feiert jetzt sogar ihren 100-Jährigen. Es fehlt der Nachwuchs.
Seit einem ganzen Jahrhundert kümmert sich die Katholische Frauengemeinschaft der St.-Elisabeth-Gemeinde in Gerthe nun schon um die Belange von Frauen – in der Kirche wie auch in Politik. Gestern feierten die Damen ihr Jubiläum, mit einer Festrede von Irmhild Nieber vom Diözesenverband Essen und sanfter Klaviermusik, zu der die Christinnen andächtig schwiegen und schwelgten.
Mittendrin: Marianne Locher. Seit 70 Jahren ist sie Teil der Gerther Frauengemeinschaft. Wie viel diese christliche Gemeinschaft wert ist, das merkte sie in diesen langen Jahren vor allen Dingen in der Nachkriegszeit: „Wir mussten uns ja erstmal vom Krieg erholen“, erzählte sie. Kraft gegeben hat ihr damals das Treffen der jungen Familien, jeden Monat im Pfarrhaus: „Das war eine schöne Harmonie, wir gingen gerne hin“, sagte sie.
Überhaupt spielten Religion und christliche Gemeinschaft damals eine sehr viel größere Rolle als in unseren heutigen, zunehmend konfessionsbefreiten Zeiten: „Wir waren ein christliches Haus“, berichtete Locher – und damit meint sie nicht bloß ihren eigenen Haushalt als junge Mutter im Nachkriegs-Gerthe, sondern tatsächlich das gesamte Wohnhaus. Da lebte sie mehr als 50 Jahre auch mit Gertrud Piontkowski zusammen; auch heute sind die beiden gläubigen Frauen noch befreundet – und beide Mitglied in der Katholischen Frauengemeinschaft.
Auf jedem Gemeindefest dabei
„Wir hatten Hühner, wir hatten Schweine – und alles haben wir geteilt“, erzählte Piontkowski. Gemeinsam schwelgten sie auf der Jubiläumsfeier in Erinnerungen an das bescheidene, aber liebevolle Zusammenleben nach dem Krieg: „Wenn eine einen Kuchen gebacken hat, hat sie ihn mit allen geteilt“, sagte Piontkowski.
Und, das bestätigen ihre Freundinnen, Marianne Locher hat sehr häufig und immer sehr große Kuchen gebacken. Auch habe sie auf keinem der zahlreichen Gemeindefeste gefehlt.
Im Einsatz auch für die Mütterrente
Die Katholische Frauengemeinschaft Gerthe ist ein Ableger der bundesweiten Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD).
Der Verband setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen in Kirche und Politik ein, aber zum Beispiel auch für die Mütterrente.
Aber Gemeindearbeit besteht natürlich nicht nur aus Feiern und Süßgebäck: Gemeinsam mit Freundin Piontkowski räumte Locher auch die St.-Elisabeth-Kirche nach der großen Renovierung auf und verteilte dabei ehrenamtlich Flugblätter.
Was sie sich nun, nach mittlerweile 70 Jahren, für die Zukunft der Katholischen Frauenrunde wünscht? „Es müssen mehr junge Frauen eintreten, damit der Verein wieder wächst“, sagte Marianne Locher und appellierte an die jüngeren Generationen: „Es wird Zeit, dass ihr tätig werdet und etwas für den Glauben tut.“
Dass immer weniger junge Leute in die Kirche gehen, kann die 92-jährige nicht verstehen: „Mir hat die Kirche immer die nötige Kraft gegeben.“