Bochum. Offenbar jahrelang fehlte an einem Kreisverkehr in Harpen ein Vorfahrtsschild. Nach dem Hinweis eines WAZ-Lesers wurde am Dienstag für Ersatz gesorgt.

„Es ist ein Riesenglück, dass nie etwas Schlimmes passiert ist.“ Jahrelang wunderte sich Heinrich Porsche über den Kreisverkehr Harpener Feld/Wiemannskamp in Bochum.

An allen 42 Kreisverkehren in Bochum gilt: Wer im Rondell fährt, hat Vorfahrt; wer einbiegen will, muss warten. Das Harpener Feld schien eine Ausnahme von der Regel zu machen. Wer aus dem Gewerbegebiet in den Kreisel einfuhr, hatte offenbar Vorfahrt. Denn: An der Einmündung stand allein das blaue Schild mit dem Kreis-Symbol. Vom rot-weißen Dreieck „Vorfahrt gewähren“ keine Spur – anders als an den drei weiteren Zufahrten. „Das mag rechtlich in Ordnung sein, ist aber enorm gefährlich“, warnte Heinrich Porsche.

Schwere Unfälle drohten

Die WAZ-Recherche indes ergab: Es gibt keine Ausnahme. Wer einbiegt, muss auch am Harpener Feld die Vorfahrt beachten. Allein das entsprechende Schild ist geklaut worden.

Blink-Muffel sind das größte Übel

Größtes Übel in Kreisverkehren ist die Blink-Faulheit vieler Autofahrer. Nahezu jeder zweite Verkehrsteilnehmer setzt beim Herausfahren nicht den Blinker. Wer außen wartet, ist der Dumme.

Gleichfalls ärgerlich: Fahrer, die die Markierungen missachten und mittig durch den Kreisverkehr brettern. An der Günnigfelder Straße hat die Stadt deshalb eine Nagelung aufgebracht.

Und das mutmaßlich schon vor langer Zeit. „Seit fünf Jahren fahre ich regelmäßig aus dem Gewerbegebiet in den Kreisverkehr. Seitdem hat hier niemals ein Vorfahrtsschild gestanden“, beteuert Heinrich Porsche (80) und beobachtet: „Wer an der Einfahrt auf seine Vorfahrt vertraut und Gas gibt, würde einen schweren Unfall riskieren. Woher sollen die Fahrer im Kreisel auch wissen, dass sie an dieser Stelle nicht vorfahrtsberechtigt sind?“

Neue Kreisel in Arbeit und geplant

„Natürlich gilt auch am Harpener Feld: Die Fahrzeuge im Kreisverkehr haben grundsätzlich Vorfahrt“, bekräftigt Hans-Joachim Lukas, Leiter des Straßenverkehrsamtes. Nach dem Hinweis des WAZ-Lesers beorderte er am Dienstag einen Trupp zum Kreisel – und fand die Darstellung von Heinrich Porsche bestätigt: „Das Vorfahrtsschild an der Zufahrt aus dem Gewerbegebiet ist abmontiert und mutmaßlich gestohlen worden.“ Wann, lasse sich nicht mehr feststellen.

Bereits am frühen Nachmittag prangte ein neues Schild an der Einmündung. „Gut, dass die Stadt wenigstens jetzt so fix reagiert. Dass es Jahre dauern musste, bis für Ersatz gesorgt wurde, kann ich allerdings nicht verstehen“, sagt Heinrich Porsche.

Regelgerecht soll es am neuen Kreisverkehr Schützenstraße/Engelsburger Straße in Eppendorf zugehen. Wenige Meter weiter (Am Thie) folgt Mitte des Jahres ebenfalls ein Kreisel. Darüber hinaus hat die Stadt eine Prioritätenliste für weitere vier Kreuzungen erstellt, die umgebaut werden sollen: Kemnader-/Mark-/Heinrich-König-/Karl-Friedrich-Straße, Steinring/Oskar-Hoffmann-Straße, Poststraße/Hofsteder Straße/Auf dem Dahlacker sowie Alleestraße/Annastraße/Gußstahlstraße.