Bochum. Im Theater unten hat mit „Helges Leben“ die neue Kooperation zwischen dem Schauspielhaus und der LWL-Psychiatrie Premiere. Sandra Anklam inszeniert.
Theater an der Schnittstelle zwischen Kunst und Heilung bietet das Schauspielhaus mit der Produktion „Helges Leben“, die am Donnerstag (25.2.) Premiere hat. Eingerichtet von Theaterpädagogin Sandra Anklam, stehen in der Produktion sieben Patienten und Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin des LWL-Universitätsklinikums auf der Bühne.
Das Schauspielhaus setzt mit diesem Projekt bereits im siebten Jahr die Kooperation mit der LWL-Klinik fort. Patienten und Mitarbeiter erarbeiten gemeinsame eine Vorstellung, die öffentlich gezeigt wird; nicht zuletzt ist das immer auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst. „Es entsteht eine kreative Verknüpfung von Theater und Therapie, die zu Grenzerweiterungen in beiden Bereichen führt“, weiß Theaterpädagogin Anklam. Kreativität, Übernahme von Verantwortung und Auseinandersetzung mit gleichermaßen künstlerischen wie persönlichen Themen sind die anspruchsvollen Voraussetzung für gutes Gelingen. Dazu kommen der Mut und die Bereitschaft, sich auch in der jeweiligen Rolle zu zeigen.
Vorstellungen im Theater und im Klinikum
Premiere am Donnerstag (25.2.) um 18 Uhr im Theater Unten (Schauspielhaus), Königsallee 15. Die weiteren Vorstellungen: 2.3. (18 Uhr), 6.3. (19 Uhr), 10.3. (18 Uhr) und 11.3. (18 Uhr). Karten (9/erm. 7 Euro) unter 0234/3333-5555.
Vorstellungen im LWL-Universitätsklinikum finden am 18. und 19.3. (19 Uhr) statt. VVK für diese beiden Aufführungen ausschließlich ab 1. März im LWL-Klinikum, Alexandrinenstr. 1-3 (Mo.-Fr. 8.30-15.30 Uhr im Raum 4.31) oder unter 0234/50 77 13 21.
„Helges Leben“ – Uraufführung im Schauspielhaus anno 2000 – stammt aus der Feder von Sibylle Berg, eine Schriftstellerin, die für ihre skurrilen Ideen und bitter-intelligenten Zustandsbeschreibungen des postmodernen Menschen bekannte ist. „Helges Leben“ spielt in der Zukunft. Die Menschen sind nicht mehr, die Tiere regieren. Zu ihrem Vergnügen können sie sich „normale kleine Menschenleben“ als „Pay-per-View“ ins Haus bestellen. Heute Abend steht Helge auf ihrem Programm. Im Zeitraffer spulen Frau Gott und ihre Kollegin Tod seine Biografie ab. In vier Teilen entwickelt sich Helges Schicksal von der Zeugung bis zum Tod: Geburt bis siebzehn / Erwachsen werden / Dreißig bis egal / Das Alter.
Lieblosigkeit und Dumpfheit
Immer begleitet von seiner Angst, scheitert Helge nicht an schweren Schicksalsschlägen, sondern am fehlenden Mut zu Entscheidungen, an Lieblosigkeit und Dumpfheit. Das ist erschreckend banal, aber so ist – so scheint’s? – das moderne Leben. Gleichzeitig ist „Helges Leben“ ein Bühnenstück, das (auch) mit der Wahrnehmung von Wirklichkeiten spielt, und eine „auf den Kopf gestellte Welt“ auffächert – die Tiere regieren.
Neben der theatergerechten Form bieten sich somit Bezüge zur Lebenswirklichkeit der LWL-Patienten an, die an einer psychischen Erkrankung leiden, und deren Wirklichkeitsbegriff im Gegensatz zu den sog. „Gesunden“ ganz anders veranlagt ist.