Bochum. Acht Frauen aus Bochum und Herne formieren sich, um ihre Arbeit „auf dem Bau“ zu präsentieren. Samstag stellen sie ihre Gewerke vor. Motto: vom Hauskauf bis zum Einzug – alles von weiblicher Hand

Frauen auf dem Bau sind immer noch eine Seltenheit. Sich in dieser Männerdomäne durchzusetzen, ist nach wie vor nicht leicht. Um zu zeigen, dass auch sie ihr Handwerk beherrschen, schlossen sich jetzt acht Frauen aus Bochum, Herne und Castrop-Rauxel zusammen. Am kommenden Samstag stellen sie ihre einzelnen Gewerke in Herne vor. Motto: Vom Hauskauf über die Renovierung bis hin zum Einzug – es geht auch alles aus weiblicher Hand.

Auf einer Baustelle – logisch – fing alles an. Dort trafen die Dachdeckerin Victoria Weber aus Altenbochum und die Herner Malermeisterin Nicole Jäger aufeinander. Und kamen ins quatschen. Die beiden freundeten sich an und kamen irgendwann auf die Idee, einen Stammtisch für Handwerkerinnen zu gründen, um sich dort auszutauschen. Dort wurde man, Pardon, frau immer mehr. Also warum nicht gleich ein Verein? „Den Gedanken hatte ich immer schon gehabt“, sagt Nicole Jäger. „Es ist nicht ohne für eine Frau auf dem Bau.“ Und so nennen sich die Ladys nun „Frauen im Handwerk Ruhrgebiet“.

„Schmutzige Bilder“ aufs Handy

Der Ton ist rau, die Skepsis, dass die Frauen auch im Handwerk ihren Mann stehen können, auch heute noch groß. Doch Nicole Jäger, Victoria Weber und ihre Mitstreiterinnen haben sich nicht ins Bockshorn jagen lassen und alle Kritiker überzeugt. Mit Leistung und Kompetenz. Diese wollen sie nun bei der Infoveranstaltung am Samstag gebündelt präsentieren.

Mit dabei sind auch Elektromeisterin Kerstin Haacke-Rist, die beiden Diplom-Ingenieurinnen Sabine und Heike Maag sowie Immobilienmaklerin Tanja Boldan. Komplettiert wird die Runde durch Kosmetikerin Larisa Unger und Floristin Claudia Jung – bei de nicht vom Bau, aber trotzdem vom Fach. Und voll akzeptiert in der Handwerkerinnen-Runde.

Weshalb man bei der Handwerker-Suche lieber auf Frauen setzen sollte? „Wir sprechen einfach eine andere Sprache, denken anders“, sagt Victoria Weber. „Wir können uns besser in andere hineinversetzen, haben mehr Sinn für Deko“, ergänzt Nicole Jäger. „Und wir arbeiten pingeliger.“

Regelmäßig finden Stammtische statt

Beim regelmäßig stattfindenden Stammtisch geht es teils typisch weiblich, teils wie bei den Männern zu. Bier gibt’s nicht. Die Damen gehen eher im Café einen Kaffee trinken oder treffen sich beim Italiener. Gequatscht und getratscht wird allerdings nicht. „Wir kommen immer kurz und knapp auf den Punkt – wie auf dem Bau“, sagt Nicole Jäger lachend.

Sie war ein Exot, als sie damals die Maler-Lehre anfing. „Mein Vater wollte, dass ich ins Büro gehe, aber ich habe schon immer gerne gemalt und nach der Schule früher den Handwerkern beim Renovieren zugeschaut.“ Damals, gleich zu Beginn, wurde Nicole Jäger schon eingetrichtert, was sie erwartet: „Mädchen, Frauen müssen immer besser sein. Wenn die Männer bei 100 Prozent sind, muss du 130 Prozent geben.“

Diese Erfahrung hat auch Kerstin Haacke-Rist gemacht. Ihrem Vater sei es schon etwas peinlich gewesen, dass die Tochter im eigenen Betrieb ihren Meister machte. Doch sie hat sich durchgesetzt. Heute schmeißt Haacke-Rist den Laden und ist als Kumpel voll anerkannt – sogar „schmutzige Bildchen“ bekommt sie aufs Handy geschickt. Wenn das kein Kompliment ist . . .

Präsentation an einzelnen Ständen. Für jeden Gast wird gespendet

Die Präsentation der „Frauen im Handwerk“ findet am Samstag, 20. Februar, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr im Atelier der Malermeisterin Nicole Jäger, Börsinghauser Straße 78 in Herne statt.

An einzelnen Ständen stellen die Handwerkerinnen ihre Gewerke vor: Ein Auto wird durch Blumen-Deko zur „Hochzeitskutsche“, es gibt Handmassagen, Immobilienberatung mit Deko-Möbel zur Veranschaulichung, eine Malwand für Kinder und vieles mehr.

Für jeden Gast wird an den Herner Förderverein für brustkrebserkrankte Frauen Phönix gespendet.