Bochum. . Premiere im ausverkauften Schauspielhaus: Marius von Mayenburg bringt die Satire „Familiengeschäfte“ putzmunter auf eine imposante Bühne.

Mal wieder Lust auf eine deftige Boulevard-Klamotte? Regisseur Marius von Mayenburg bringt die Satire „Familiengeschäfte“ von Alan Ayckbourn im Schauspielhaus auf die Bühne. Er befreit das Stück vom Staub der Jahrzehnte und tränkt es am Ende in ein überraschend deftiges Blutbad (siehe Kritik im Hauptteil).

Das Stück

Komödien-Spezialist Alan Ayckbourn verfasste „Familiengeschäfte“ Ende der 80er Jahre. Erzählt wird die Geschichte des Möbelfabrikanten Jack, der eine nette Frau, zwei Töchter – und neuerdings auch die familieneigene Firma am Bein hat. Doch je mehr er sich für die Firma abstrampelt, desto tiefer versinkt er in einem Sumpf aus Korruption und Lügen.

Die Bühne

Die putzmuntere Aufführung, die von schnellen Szenenwechseln und vielen tollen Darstellern lebt, hat eines der imposantesten Bühnenbilder der letzten Zeit. Auf der Drehbühne ist ein nahezu komplettes Haus entstanden: mit zwei Etagen, mehreren Zimmern und sogar einer funktionierenden Toilettenspülung. Nach jedem Akt dreht sich das Haus, das als Schauplatz für mehrere Häuser dient, kunstvoll um die eigene Achse.

Die Regie

Marius von Mayenburg, der das Stück selber aus dem Englischen übersetzt hat, will unterstreichen, dass gehobene Boulevardkomödien nicht nur aus klassischen „Tür-auf-Tür-zu“-Manövern bestehen, sondern auch dunkle, abgründige Seiten tragen können. Immer wieder mischen sich skurrile Szenen ins ausgelassene Spiel, was den Anschein hat, als sei der Regisseur von den Coen-Brüdern inspiriert worden. Insgesamt eine runde Sache.

Die Schauspieler

13 Darsteller bevölkern die Bühne, am Anfang gibt es ein herrliches Wimmelbild, bei dem 1000 Sachen gleichzeitig passieren. Eine bemerkenswerte Ensemble-Leistung. Besonders heraus stechen Michael Schütz als Jack und der junge Torsten Flassig, dem direkt nach der Titelrolle in „Don Karlos“ ein zweiter, großer Auftritt gelingt.

Der Beifall

Nach über zweieinhalb Stunden (mit Pause) überaus herzlich, Extra-Beifall für Michael Schütz. Es gibt einzelne Buh-Rufe fürs Regie-Team – für Bochumer Verhältnisse ist das extrem selten.

Das Pausen-Geflüster

Weniger mit der Komödie von Ayckbourn als mehr mit dem Top-Thema Nummer eins sind die Premierengäste zur Pause beschäftigt. Wann wird der neue Intendant verkündet? Die Anzeichen verdichten sich, dass es am kommenden Freitag tatsächlich soweit sein könnte. Also jetzt dann vielleicht wirklich...