Bochum. Bernhard Giese, Leiter der Nelson-Mandela-Sekundarschule, verabschiedet sich heute nach sechzehn Jahren aus der Bochumer Bildungslandschaft.
Sein Büro liegt mitten im Treppenhaus der Nelson-Mandela-Schule. Oft klopfen Schüler oder Lehrer an, sie fragen kurz etwas oder entschuldigen sich für die Störung. Kaum jemand nimmt hier offenbar den Umweg über das Sekretariat nebenan. Seine Tür sei selten verschlossen, sagt Schulleiter Bernhard Giese. Eine Offenheit für unterschiedliche Menschen und Lebensläufe lehrte ihm sein eigenes Leben früh.
Als Schüler am damals elitären Burggymnasium in der Essener Innenstadt war er eine Ausnahme. Der Sohn eines Elektrikers fühlte sich von einem Lehrer als „Arbeiterkind“ vor der Klasse bloßgestellt und wurde fortlaufend von Mitschülern als solches bezeichnet. Das war schmerzhaft für den Bub. Er wechselte nach zwei Jahren auf das altsprachliche Don-Bosco-Gymnasium. „Das erklärt vielleicht auch, warum ich genau darauf achte, wenn ein Schüler nicht mehr zur Schule kommen will“, so Giese.
Nach dem Lehramtsstudium in Mathematik und Geschichte fing er 1976 als Lehrer an der Hauptschule in Essen-Karnap an. „Ich war noch einer der Letzten, die in den Schuldienst übernommen wurden. Es gab zu dieser Zeit zu viele Lehrer.“ Von 1997 an wirkte er in Karnap als Konrektor. Zwei Jahre später ergab sich für den gebürtigen Essener die Chance, als Rektor nach Bochum an die Albert-Schweitzer-Schule zu wechseln.
Akzeptanz der Schulform Hauptschule gesunken
Sekundarschulen ersetzen Hauptschulen
Neben der Nelson-Mandela-Schule gibt es noch die Sekundarschule Südwest und die Gemeinschaftsschule Mitte. Gemeinsam ist den Schulen mit den Gesamtschulen das Konzept des längeren gemeinsamen Lernens. Nur in der Gesamtschule ist eine gymnasiale Oberstufe integriert. Sekundarschüler erwerben nach erfolgreicher Qualifikation das Abitur an einer anderen Schule.
In Bochum gibt es nur noch zwei Hauptschulen: Werner von Siemens-Schule und Liselotte Rauner-Schule.
Die Hauptschule an sich sieht er bis heute als eine gute Schulform an. „Sie wurde ja erst 1968 gegründet und unheimlich viele Kinder haben sie besucht. Die Schüler waren zum Großteil top.“ Hauptschulen hätten früh versucht, sich mit ihrer Klientel zu beschäftigen in Form von Berufswahlvorbereitung und Betriebspraktika. Doch mit den Jahren sei die Akzeptanz dieser Schulform bei den Eltern immer weiter gesunken.
„Sie wurde kaputt geredet, geschrieben und gefilmt“, findet Bernhard Giese. Hatte er zu Beginn in Bochum noch mehr als 600 Schüler auf der Albert-Schweitzer-Schule, waren es kurz vor Ende nur noch knapp über 400. Gemeinsam mit dem Kollegium der Franz-Dinnendahl-Realschule bemühten sich Rektor und Lehrer der Hauptschule daher, eine von zwei neuen Sekundarschulen in der Stadt zu werden. „Vor der Anmeldung 2012 war es eine echte Zitterpartie. Wir brauchten mindestens 75 Anmeldungen, um von Arnsberg überhaupt genehmigt zu werden“, so Giese.
Die kleine Schwester der Gesamtschule nahm ihre Arbeit auf und hat sich in Langendreer zu einem Erfolgsmodell gemausert. „Das Spannende ist, dass es eine heterogene Schule ist“, sagt der 64-jährige Rektor, der von morgen an außer Dienst ist. Dem Ruhestand blickt er mit Freude und Wehmut entgegen. „Langweilig wird mir sicher nicht“, sagt er. Seine Frau, seine Tochter, zwei Enkelkinder, ein Garten und sein „liebstes Hobby“, das Golfspielen, werden Bernhard Giese auf Trab halten.