Bochum. 400 Menschen besuchen die Informationsveranstaltung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft im überfüllten Amtshaus Harpen. Emotionsgeladene Diskussion.

Etwa 400 Personen nahmen am Montagabend an der Informationsveranstaltung im völlig überfüllten Harpener Amtshaus teil. In dem intensiven, streckenweise emotionsgeladenen Meinungsaustausch, während dem Bezirksbürgermeister Heinrich Donner (SPD) als Gastgeber mehrmals nachdringlich um Ruhe bitten musste, ging es um den von der Verwaltung geplanten Bau einer Flüchtlingseinrichtung für 600 Menschen auf dem Gelände des vor Jahren geschlossenen Nordbads.

Die Kritiker dieser Maßnahme hatten dabei die Mehrheit im Saal. Schon im Vorfeld hatte sich eine Protestgemeinschaft Nordbad/Rosenberg gebildet und mit einem von 90 Einwohnern des betroffenen Ortsteils Rosenberg unterschriebenen Schreiben an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch gewendet. Sprecher Martin Rathke formulierte am Montag noch einmal die Bedenken. „Wir sehen den sozialen Frieden in unserem Stadtteil gefährdet“, sagte er.

Dass das Verhältnis von Einwohnern zu Flüchtlingen im Bochumer Norden mit 1:61 ähnlich hoch sei wie im Süden (1:58) oder niedriger noch als der nach Aussage von Sozialdezernentin Britta Anger im „derzeit besonders belasteten Osten“ (1:45) sei nur ein Teil der Wahrheit. Bei 600 Flüchtlingen und 6000 Einwohnern am Rosenberg käme es zu einem Verhältnis von 1:10. Und das sei unverhältnismäßig, so Rathke unter dem Applaus der meisten Besucher. Andere Redner appellierten: „Nehmen sie die Bürger mit bei ihrer Entscheidung.“

Ältestenrat hat Bedenken

Der Ältestenrat der Bezirksvertretung Nord hatte nach Bekanntwerden der Pläne für den Bau der Einrichtung seine Bedenken angemeldet, wie Bezirksbürgermeister Heinrich Donner erklärte. „Und diese Bedenken sind bei mir noch nicht ausgeräumt“, sagte er nach dem mehr als zweistündigen Meinungsaustausch, der der Politik einen Eindruck von der Stimmung im Ortsteil geben sollte. Die Bezirksvertretung wird am Dienstag in ihrer Sitzung eine Empfehlung an den Rat aussprechen, der wiederum am Mittwoch über den Standort beschließen wird.

Zurzeit geht die Verwaltung davon aus, dass die geplante Unterkunft für fünf Jahre benötigt wird. Neben bereits geplanten Einrichtungen für 2200 Menschen in der Stadt wird in diesem Jahr noch Platz für 4000 weitere Flüchtlinge gesucht.