Bochum. Ein ehemaliges Studentenwohnheim mietet die Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen an. Zudem kauft sie ein Modulgebäude für 500 bis 600 Personen.

Ein ehemaliges Studentenwohnheim mit Platz für etwa 120 Personen und ein Modulbau mit einer Kapazität von 500 bis 600 Plätzen werden in den nächsten Monaten als Flüchtlingsunterkünfte eingerichtet. Damit reagiert die Stadt auf die weiter anhaltende Zuweisung von Flüchtlingen, 150 kommen derzeit jede Woche an. 5064 Flüchtlinge (Stand 14. Januar) beherbergt Bochum mittlerweile.

Das frühere Wohnheim an der Girondelle 6 in Wiemelhausen mit 30 Wohnungen gehörte bis vor kurzem dem Akademischen Förderungswerk, das es an ein Wohnungsbauunternehmen verkauft hat, „weil wir es nicht mehr wirtschaftlich betreiben konnten“, so Sprecher Peter van Dyck.

Robuster als Container

Bei dem Modulbau tritt die Stadt in einen laufenden Vertrag ein. Der ursprüngliche Auftraggeber ist, so Stadtdirektor Michael Townsend, ausgestiegen. Die Produktion des Gebäudes, das robuster als eine Containereinrichtung sei, läuft bereits. Bis März soll es geliefert – und nach den Vorstellungen der Task Force Flüchtlinge, der Townsend vorsteht, am Nordbad in Harpen aufgestellt werden. „Darüber muss aber die Politik entscheiden, wir bereiten eine Vorlage für den Rat vor“, so Townsend. Er weiß dass es Vorbehalte gibt.

Auch interessant

Verabschiedet hat sich die Stadt von ihrer Vorstellung, Unterkünfte nur für bis zu 80 Flüchtlinge einzurichten. „Das können wir nicht mehr aufrecht erhalten“; vor allem um noch die Betreuung der Menschen gewährleisten zu können. Townsend: „Zwei Einrichtungen sind schwieriger zu betreuen als eine große.“ Davon, wie das Land 1000 Personen in einer Einrichtung unterzubringen, sei Bochum aber weit entfernt.

Es bleibe dabei, dass die Einrichtungen möglichst gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt werden sollen, um keine Konflikte hervorzurufen. „Die Stimmung könnte sonst schnell kippen“, so der Stadtdirektor. Bei der Suche nach weiteren Standorten hofft er weiter auf Verständnis. Zumal die Turnhallen, in denen ein Teil der Flüchtlinge untergebracht ist, so schnell wie möglich freigezogen werden sollen. „Dazu benötigen wir neue Standorte.“

Preisvorstellungen zu hoch

Zumindest vorerst kein Thema sind Gewerbegebäude. Die Preisvorstellungen dafür seien sehr hoch. Überhaupt hätten die Preise angezogen. „Ein Sanitärcontainer kostet heute fünfmal so viel wie noch vor zwei Jahren.“ Gewerbegebäude seien auch deshalb meistens wenig geeignet für die Unterbringung, weil kaum Tageslicht eindringt, es oft riesige Räume gibt und weil die Infrastruktur in der unmittelbaren Nähe zu wünschen übrig lässt.

Während derweil am Montag auf einem Bolzplatz unterhalb des Priesterseminars in Querenburg der Bau von Leichtbauhallen für 336 Flüchtlinge beginnt, mahnen die Linken an, neue Wege bei der Wohnraumbeschaffung zu beschreiten. Nach den Worten von Kreis-Sprecher Amid Rabieh schließt sie sich dem Mieterverein an, der eine Zweckentfremdungssatzung vorschlägt. Diese, so heißt es im Mitteilungsorgan „Mieterforum“ des Vereins, „stellt jede andere Verwendung von Wohnraum als zu Wohnzwecken unter ausdrücklichen Genehmigungsvorbehalt der Stadt“.