Bochum. . Bochum stellt die Flüchtlingsbetreuung um. Es wird Ausschreibungen für Gesamtpakete von Verwaltung bis Sicherheit für jede Einrichtung geben.

Mit der Ankündigung, die Leitung ihrer Flüchtlingseinrichtungen vorrangig den freien Wohlfahrtsverbänden zu überlassen (die WAZ berichtete), folgt die Stadt Bochum dem Beispiel anderer Großstädte in der Nachbarschaft.

Und auch wenn die Verbände von der aktuellen Entscheidung ein wenig überrascht wurden, erst am Donnerstag kommt es zu einer Arbeitssitzung von Caritas, Diakonie, Ifak, Awo und anderen Organisationen mit der städtischen Verwaltung. Grundsätzlich vorbereitet sind sie darauf, die „große Herausforderung“, wie es heißt, zu übernehmen.

„Der Schritt ist aus unserer Sicht längst überfällig“, so Jens Fritsch, stellvertretender Fachbereichsleiter Innere Mission bei der Diakonie Ruhr. Ähnlich äußert sich Caritas-Geschäftsführer Ulrich Kemner: „Ich finde es richtig, dass diese Aufgabe in die Stadtgesellschaft getragen wird.“ Zumal die Belastung der städtischen Mitarbeiter immens sei. „Ich habe selbst erfahren, dass einige Mitarbeiter der Stadt über ihre Grenzen hinausgehen. Das System drohte zu kollabieren.“

Personal muss neu eingestellt werden

Viele Organisationen haben in den vergangenen Monaten der Stadt signalisiert, sie aktiv bei der Betreuung von Flüchtlingen unterstützen zu wollen – und das weit über das schon vor einiger Zeit vereinbarte Übergangsmanagement hinaus, bei dem die Verbände vor allem Flüchtlingen mit guten Bleiberechtaussichten etwa bei der Suche nach eigenen Wohnungen helfen. Nun wird es zu einer neuen Aufgabenverteilung kommen. Die Stadt ist künftig nur noch für Bau und Umbau von Einrichtungen zuständig und schreibt ansonsten die komplette Verwaltung und Betreuung der Flüchtlingseinrichtungen aus. Das Leistungspaket der Verbände wird dann von der Organisation über Sicherung und Catering bis zur Betreuung reichen.

Flüchtlinge„Das ist auch für uns neu“, so Jens Fritsch (Diakonie). Und es ist mit einem „gewissen Risiko“ (O-Ton) verbunden, da zahlreiches Personal neu eingestellt werden müsse, aber noch unklar sei wie lange es Bedarf für die Flüchtlingsarbeit gebe. Was die Kosten der Betreuung gegenüber dem aktuellen Stand betrifft, sagt Ulrich Kemner: „Es wird bestimmt nicht billiger.“ Der für einige Verbände gültige Tarif lehnt sich an den des öffentlichen Dienstes an.

Schwierige Stellensuche 

Bis zu 50 weitere Stellen wird allein die Diakonie nach Einschätzung von Jens Fritsch in den nächsten Monaten neu besetzen. Sie habe mit der Caritas schon vor Wochen einen Grundsatzbeschluss gefasst, Einrichtungen gemeinsam zu leiten. Ein Stück Ökumene, das bereits in die Bewerbung für die Leitung von sieben in Planung befindlichen Einrichtungen mündete.

Auch andere Organisationen haben schon ihr Interesse bekundet, Einrichtungen zu übernehmen. So kann sich die Ifak, der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe, nach Auskunft von Sprecher Sebastian Hammer vorstellen, die derzeit von ihr im Auftrag der Stadt geleitete Erstaufnahmeeinrichtung des Landes an der Lewackerstraße nach dessen Umwidmung in eine städtische Einrichtung ebenfalls zu verwalten. Hammer: „Wir würden gerne mehr Verantwortung übernehmen. Unserer Vorteil ist, dass wir schon seit 40 Jahren interkulturell arbeiten und vielsprachiges Personal haben.“

Geeignetes Personal zu finden, wird nach Einschätzung der Verbände immer schwieriger werden. „Das gilt vor allem für Sozialarbeiter und Sozialpädagogen“, so Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Kemner. Ausgeschrieben hat die Diakonie Ruhr momentan etwa Stellen für mehrere Heimverwalter. Der Caritasverband sucht derweil Sozialpädagogen und Sozialarbeiter.