Bochum. Beim Jahresauftakt der Kreishandwerkerschaft kündigt NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin an, bald zu zweiteren wichtigen in der Stadt zu sein.
Mit erfreulichen Nachrichten für das nordrhein-westfälische Handwerk wartete NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) beim Jahresauftakt der Kreishandwerkerschaft Ruhr auf. Er kündigte eine Reform des ungeliebten Tariftreue- und Vergabegesetzes und damit eine große bürokratische Entlastung kleiner und mittlerer Betriebe an. „Klare Regeln für die Vergabe, aber kein bürokratischer Wahnsinn für die Handwerksbetriebe“, darum gehe es bei dem Reformwerk.
Mehr noch als das ließ aber die Ankündigung des Ministers zweier weiterer Besuche in Bochum in der nächsten und übernächsten Woche aufhorchen. Für den 4. Februar ist der Spatenstich für das neue Opel-Warehouse auf dem Gelände des ehemaligen Werks II in Langendreer vorgesehen. Und nächste Woche kommt es nach Informationen der WAZ in der Stadt zur Vertragszeichnung von DHL und der Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive. Duin sprach von einem „ganz, ganz wichtigen Termin“ und davon, dass es klare Signale geben wird, „die diesem Standort gut tun“, mochte indes ebenso wie Oberbürgermeister Thomas Eiskirch („der Vertrag ist noch nicht unterschrieben“) nichts Näheres sagen.
Voraussichtlich neun Monate Verzögerung
Das Logistikunternehmen DHL wird etwa 15 Hektar Fläche auf dem Gelände des ehemaligen Werks I in Laer kaufen und dort sein zweites Megapaketzentrum bauen. Er ist der erste Investor dort, von ihm erhofft sich die Bochum Perspektive auch eine Ankerfunktion.
Handwerk und Ehrenamt
Neben der wirtschaftlichen Bedeutung hob Minister Duin auch seine wichtige Rolle bei den vielfältigen ehrenamtlichen Engagements hervor.
Laut einer Studie des Westdeutschen Handwerkkammerstags haben allein die Prüfertätigkeiten 2013 mehr als 128.000 Stunden betragen, umgerechnet ein Bruttonutzen von sieben Millionen Euro. Dafür, so Duin, Lehrer zu verpflichten, sei nicht nur ein sehr teures Unterfangen. Er sei auch überzeugt, dass wir es nicht besser machen würden, sondern im Gegenteil.“
Die voraussichtlich insgesamt neunmonatige Verzögerung beim Abriss des Opel-Werks hatten zwischenzeitlich Zweifel darüber aufkommen lassen, ob es tatsächlich zu der von der Landesregierung mitinitiierten Ansiedlung von DHL kommen würde. Abriss und Flächenentwicklung stocken, weil das Oberlandesgericht Düsseldorf am 16. März erst noch über den Einspruch eines unterlegenen Unternehmens gegen die Vergabe des Abrissauftrags entscheiden muss. „Man wird sich gerade hier in Bochum wünschen, dass die Verzögerungen, die wir bei der Nachnutzung der Opel-Flächen erlebt haben, bald der Vergangenheit angehören“, so der Wirtschaftsminister. Gegenüber der WAZ erklärte er, sein Haus habe überprüft, ob der Vorgang beschleunigt werden könne. Das indes sei nicht möglich gewesen. „Die Gewaltenteilung ist ein hohes Gut“, so Duin.
Zur Freude der Vertreter aus Handwerk und Unternehmen machte er sich stark für die Förderung des Unternehmertums, für den Erhalt des Meistertitels („ohne den würden ein wesentliches Element für die Ausbildung, aber auch für die handwerkliche Leistung verloren gehen“) und für die duale Ausbildung. Nötig habe das Ruhrgebiet einen ausgeprägteren Gründergeist.
Stärker um Nachwuchs werben
Vor „Akademisierungswahn“ warnte und für eine größere Wertschätzung der dualen Ausbildung warb Kreishandwerksmeister Johann Philipps einmal mehr beim Jahresauftakt in seiner Begrüßungsrede. „Wir sind der Motor der Wirtschaft“, so der Unternehmer und erfahrene Funktionär. 181.000 Betriebe in Nordrhein-Westfalen, allein 5170 Betriebe mit 43.000 Beschäftigten im Ruhrhandwerk, erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 113 Milliarden Euro, davon allein 3,3 Milliarden Euro im Bezirk der Kreishandwerkerschaft Ruhr.
Handwerk ist kein Selbstläufer
Allerdings sei das Handwerk kein Selbstläufer. Es sei angewiesen auf Nachwuchs, der sich angesichts einer gesellschaftlich mehr protegierten universitären Ausbildung immer schwerer finden lasse. „Fehlen heute Auszubildende, fehlen morgen qualifizierte Fachkräfte und mehr Betriebsnachfolger als jetzt schon“, so Philipps. Er kündigte verstärkte „Aktivitäten in den sozialen Medien zur Nachwuchsgewinnung“ an.