Bochum. . Nach den Vorstellungen sind die Schauspieler des Ensembles auf Spendenjagd. Über 18.000 Euro sind bereits zusammengekommen. Chor hat sich gegründet.

Eben noch auf der Bühne, schon im Foyer: Mit ihrer Aktion „Goldenes Tuch“ sammeln die Mitglieder des Ensembles seit Anfang November Spenden für die Flüchtlingsarbeit. Wenn also beispielsweise Dietmar Bär und Bettina Engelhardt eben in „Gift“ in den Kammerspielen zu erleben waren, so trifft man sie kurz später an der Garderobe wieder: auf Spendenjagd mit einem goldenen Tuch.

Die Besucher freut’s, schließlich trifft man die Darsteller nicht alle Tage so ungezwungen – und sie spenden bereitwillig. 12.000 Euro sind auf Initiative des Ensembles in einem Monat für die Medizinische Flüchtlingshilfe zusammen gekommen.

„Wir sind absolut begeistert von dieser Summe“, sagt Kristofer Lengert von der Flüchtlingshilfe. „Mit Hilfe des Schauspielhauses und anderer Unterstützer haben wir insgesamt mehr als 41.000 Euro bekommen.“

Dankeschön an die Zuschauer

Damit könne die Flüchtlingshilfe ab Januar eine mobile Flüchtlingsberatung auf den Weg bringen und eine Teilzeitstelle einrichten. „Ein ganz großes Dankeschön an unsere Zuschauer“ richten die Schauspielerinnen Anke Zillich und Veronika Nickl aus. „Toll, wie viel da zusammen gekommen ist.“

Doch der Spendeneifer an der Königsallee ist nicht beendet: Noch bis 8. Januar werden jetzt Spenden für das Flüchtlingshilfenetzwerk Bochum-Südwest gesammelt. Nach aktuellem Stand belaufen sich die Spenden auf 6420 Euro. „Das Ziel von 7500 Euro dürfte bald erreicht sein“, freut sich Dramaturg Alexander Leiffheidt. Schon ist das Schauspielhaus auf der Suche nach einem dritten Flüchtlingsnetzwerk, das auf Unterstützung angewiesen ist.

Info-Abend überaus gut besucht

Wie sehr die Menschen das Thema beschäftigt, beweist eine überaus gut besuchte Info-Veranstaltung im „Tanas“, bei der sich über 100 Interessierte Gedanken zu Flüchtlingsfragen machten. „Die Resonanz war erstaunlich“, sagt Leiffheidt. „Als städtisches Theater wollen wir gern einen Ort bieten.“

Derweil hat sich unter dem Namen „United Voices“ am Schauspielhaus ein gemischter Chor gegründet: Unter Leitung der Stimmbildnerin und Gesangslehrerin Ulrike Schubert treffen sich einmal pro Woche rund 50 Sänger jeglichen Alters oder Nationalitäten, um gemeinsam zu singen: „Das sind mal deutsche Volkslieder, mal arabische Lieder. Das Liedgut ist total gemischt.“ Weil bislang noch zu wenige Flüchtlinge mitsingen, wird am Schauspielhaus überlegt, die Aktivitäten des Chores stärker in die Flüchtlingsheime zu tragen.

Theater Traumbaum lädt geflüchtete Familien ein 

Neben dem Schauspielhaus reagieren auch andere Bühnen auf die Flüchtlingskrise. So probt der Theaterpädagoge Holger Wagner am Prinz-Regent-Theater mit etwa 12 jungen Erwachsenen, die hauptsächlich aus Syrien stammen, an einem Stück unter dem Titel „Grubengold“. Premiere: Frühsommer.

Das Theater Traumbaum lädt zu den beiden Familienvorstellungen von „Weihnachtswald“ ausdrücklich Flüchtlinge mit ihren ehrenamtlichen Betreuern ein. Für sie ist der Eintritt frei. Das „moderne Weihnachtsmärchen“ ab vier Jahren erzählt die Geschichte der Geschwister Eberhard und Mops, die sich ausgerechnet an Heiligabend wie einst Hänsel und Gretel im Wald verirren. Da entschließen sich die beiden, das Weihnachtsfest diesmal ohne den ganzen Aufwand im Wald zu feiern...

„Da wir vieles in Bildern und Bewegung erzählen, wird die Sprache für Menschen, die gerade erst hier angekommen sind, keine Barriere sein“, sagt Ralf Lambrecht vom Theater Traumbaum. Am 20. und 24. Dezember, jeweils 15 Uhr, an der Lothringer Str. 36c. Karten (5 Euro): Tel. 0234 / 890 66 81.